Marktoberdorf | rel | Man suche nach einem Investor, lasse diesen ein Hotel bauen - und ein Marktoberdorfer Problem ist gelöst. Dass dieser Weg alles andere als eine längerfristig sichere Lösung wäre, das erfuhren die Mitglieder des Stadtrates in ihrer jüngsten Sitzung, als ihnen Tourismus- und Hotelexperten die Ergebnisse einer Untersuchung zu den Chancen für ein neues Hotel in der Kreisstadt vorstellten. Ob das Projekt tatsächlich realisiert wird, blieb in der Sitzung noch völlig offen. Die Aussagen der Experten lassen sich - stark vereinfacht - so zusammenfassen: Die hiesige Hotellerie ist unter der Woche gut ausgelastet. Allerdings geht ein Teil des Übernachtungspotenzials "verloren", weil aus unterschiedlichen Gründen nicht alle ankommenden Reisenden auch in Marktoberdorf übernachten. Ein neues Hotel rechne sich nur, wenn Betreiber und Stadt intensives Marketing betreiben, um weitere Gästekreise zu erschließen. Ferner dürfe ein neues Hotel nicht zu einem Verdrängungswettbewerb führen.
Hintergrund der "Hotel-Machbarkeitsstudie" sind Klagen unter anderem von Fendt, es gebe während der Woche in Marktoberdorf nicht ausreichend Zimmer höherer Qualität. Weil potenzielle Investoren Zahlen sehen wollen, beauftragte der Stadtrat den Marktoberdorfer Tourismusexperten Prof. Robert Huber mit einer Analyse. In der Sitzung stellte nun Uli Riedel von der Firma RC & P Hotel Consulting und Projekte (Reutlingen) die Ergebnisse vor. Ihn hatte Huber als unabhängigen Berater in die Untersuchung eingeschaltet. Ferner präsentierte Architekt Fritz Weinberger (Schongau), der auch das "Fendt-Forum" geplant hat, seine Vorstellungen von einem "Traktor-Hotel".
Uli Riedel sah seine Aufgabe darin aufzuzeigen, wie ein Hotelprojekt in Marktoberdorf entwickelt werden könnte. Dabei sei für ihn klar geworden: "Man braucht hierzu alle Kräfte am Ort." Derzeit hat die hiesige Hotellerie inklusive Musikakademie bei insgesamt 381 Betten und 50000 Übernachtungen eine Auslastung von 35 Prozent. Seit drei Jahren stagniere der Tourismus. Laut Riedel ist die Nachfrage von Geschäftsreisenden (Anteil 60 Prozent) nach Hotelbetten während der Woche erfreulich gut. An Wochenenden sehe es dagegen schlecht aus.
Leitthema "Land und Leben"
Wenn nun ein neues Hotel gebaut würde, dürfe dies, so betonte Riedel, nicht zu einem ruinösen Wettbewerb unter den Häusern führen. Vielmehr müssten mit Spezialthemen neue Zielgruppen angesprochen werden. Der Hotelexperte könnte sich hierfür den Überbegriff "Land und Leben" vorstellen. Dafür müssten Partner gefunden werden, die vom gleichen Themenkreis profitieren. Die Angebote könnten von Oldtimertreffen über Agrartechnologie-Messen, Hauswirtschaftsseminaren in Verbindung mit "Rösle" bis hin zu Fortbildung und Fendt-Events reichen.

Klimaprotest am Festspielhaus Bregenz
Klimaaktivisten verleihen ersten Preis im Greenwashing statt Auszeichnung beim Klimaschutz
Hotelberater Riedel machte dabei deutlich, dass man sehr stark kämpfen müsse, um neben den bestehenden Häusern existieren zu können. Erst ab 60 Prozent Zimmerauslastung schreibe man schwarze Zahlen. Auch müsse die Stadt ein neues Marketingkonzept erstellen und ihr touristisches Standbein ausbauen.
Zudem sei es wichtig, mit speziellen Wochenend-Events zusätzliche Übernachtungsgäste zu gewinnen.
Die Untersuchung soll nun auch mit örtlichen Hoteliers diskutiert werden, kündigte Bürgermeister Werner Himmer an. Denn auch sie sind als Investoren oder Betreiber eines neuen Objektes denkbar. Ein anderer Weg wäre der Ausbau ihrer Häuser, so Riedel. Allerdings gehe es auch darum, zusätzliche Übernachtungen in die Stadt zu holen.