Von unserer Mitarbeiterin Irmtraud Brunk, Kempten - Premierengast der wieder erstandenen Kunsthalle Kempten ist der Hindelanger Maler Kilian Lipp. Er zeigt neue Arbeiten meist großen Formats, die in der hohen, lichten Halle gut zur Geltung kommen und durch ihre malerische Qualität ein wirkungsvolles Entree bilden für diesen Kunst-Ort, der von der Museumsverwaltung in Partnerschaft mit dem Berufsverband Bildender Künstler Schwaben-Süd mit Leben erfüllt werden soll. Neue Arbeiten - und doch sind die Motive höchst vertraut, die der auf dem Gailenberg bei Hindelang aufgewachsene Maler mit bedeutenden künstlerischen Vorfahren hier präsentiert. Denn Kilian Lipp macht keine experimentellen Sprünge, sondern verfolgt geduldig seinen eigenen Weg. Wie Monet seine Seerosen immer und immer wieder malte, holt sich Kilian Lipp seine Sujets aus dem Land seiner Kindheit und seines Erwachsenenlebens und ist dabei nie der Gefahr erlegen, harmlose oder nostalgische Idylle zu schildern. Das verhindert die Intensität, mit der er mit allen Fasern erlebten Momenten Dauer verleiht. Dieser Sog wird spürbar bei den Naturbildern, den Grashängen, die sich unter Nebelschwaden in olivgrünen monochromen Raum verwandeln, dem Tanz der letzten bunten Blätter im Schnee, dem Gewicht der Schneeflächen am Steilhang, oder, als brennendes Fanal, dem Verschwinden der Stadel als Zeugnisse alter Bergbauern-Kultur.
Es gelingt Lipp auch, die Verbundheit der Menschen mit dieser Landschaft zu zeigen, ihre Feste mit Blasmusik und tanzenden Mädchen unter Bäumen. Auch hier keine aufgesetzte Heimattümelei sondern die dichte Atmosphäre eines Erlebens, das tiefe Wurzeln hat. Weiter gegangen ist Lipp in der Entwicklung der Plastizität, die frühere Flächigkeit ablöst. Zum Beispiel bei dem Mann mit Schlitten, bei dem das ganze Gewicht der Beleuchtung die nach vorne gebeugten Schultern formt. Kilian Lipps Bilder schlagen einen Balladenton an, herb, kräftig und von Bestand. i Zu sehen ist die Ausstellung mit neuen Arbeiten von Kilian Lipp in der Kunsthalle Kempten (Ostflügel der Sing- und Musikschule) bis zum 23. Februar nächsten Jahres. Geöffnet von Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 16 Uhr.