Sonthofen: "Gebühren ruinieren Kleinveranstalter"

10. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Kampagne - Monika Bestle von der Kulturwerkstatt Sonthofen startete bundesweite Aktion gegen die GEMA, die sich um Aufführungsrechte kümmert - Bisher 1300 Unterschriften

"Das Lied hat mein Hausmeister geschrieben", behauptet Tom van Hasselt, und die nächste Geschichte habe ihm das Meer er-zählt. Der Musikkabarettist aus Berlin demonstriert in der Sonthofer Kulturwerkstatt, wie er dem Veranstalter "GEMA"-Gebühren ersparen kann. Der 30-jährige Künstler ist Mitglied der musikalischen Verwertungsgesellschaft GEMA und hat sich spontan einer bundesweiten Aktion angeschlossen, die Monika Bestle, Chefin der Sonthofer Kulturwerkstatt, gegen Praktiken der GEMA ins Leben gerufen hat.

Bei ihr stapeln sich inzwischen zahlreiche Berichte und Unterschriftenlisten: "Monika Bestle hat eine Lawine losgetreten", sagt van Hasselt. Gegen die GEMA habe sie nichts, betont Bestle. Aber sie wehrt sich gegen überzogene Gebühren, die sich für Kleinveranstalter zu einer "echten Existenzbedrohung" auswachsen.

Kulturlandschaft in Gefahr

Sie berichtet von Veranstaltern "landauf landab", die Künstler nur noch auftreten lassen, wenn diese die Gebühren selber übernehmen. Einige Bühnen seien schon dazu übergegangen, an die Musiker nur noch die Räume zu vermieten, um der Gebührenfalle zu entkommen. Monika Bestle sieht gar die deutsche Kulturlandschaft "in Gefahr", wenn jungen Leuten die Auftrittsmöglichkeiten beschnitten werden. "Stars werden nicht geboren, Stars werden gemacht." Auf kleinen Bühnen, versteht sich. Aber nicht nur die Veranstalter klagen, so Bestle.

Auch viele Künstler seien mit der Verwertungsgesellschaft nicht zufrieden, wie sie aus den zahllosen ihr vorliegenden Schreiben weiß. "Wo bleiben die Gelder, die für die Künstler bezahlt werden, aber zu einem Großteil nicht bei ihnen ankommen?", fasst Bestle den Unmut zusammen und spricht von "undurchsichtigen Verteilerschlüsseln" und "ungenügender Transparenz". Ihre "mühevolle" Recherche im Internet zur Berechnung von Tantiemen sei "völlig aussichts- und ergebnislos" gewesen.

Nach einem Telefonat mit Nina Zober, einer Theaterleiterin im norddeutschen Buxtehude mit ähnlichen Problemen, hatte Bestle im Sommer vergangenen Jahres beschlossen, eine Petitionskampagne zu starten.

Bis jetzt liegen ihr rund 1300 ausgefüllte Formulare vor, die Bestle noch im Frühjahr "vor der Wahl" an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages weiterleiten will mit der Bitte, die GEMA-Satzungen zu prüfen und zu ändern. Zur GEMA selbst hat sie bisher keinen Kontakt gesucht: "Es soll ganz neutral bleiben."

GEMA gibt sich zugeknöpft

Auf Anfrage hin erklärte Isabel Palmtag von der GEMA in München: "Ich kann Ihnen hierzu sagen, dass die GEMA zu diesem und weiteren Themen der Enquete-Kommission mit den Verantwortlichen und zuständigen Politikern noch im Dialog ist und es daher vor Februar keine Stellungnahme geben wird."