Artikel: Flops und Tops, Sieger und Verlierer

30. Dezember 2002 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Von Claudia Benz Manchmal ist es sicher nicht angebracht, zurückzuschauen. Wenn's jedoch um die Entwicklung einer Stadt geht, kann ein Rückblick aufschlussreich sein. Beispielsweise um nachzuprüfen, ob Versprochenes gehalten wurde. Oder um nachzuweisen, dass die eine oder andere Maßnahme begonnen wurde. Oder um nachzudenken, wie manches besser werden kann. So gibt es in jedem Jahr einiges, das besonders auffiel oder aufstieß. Hier eine ganz persönliche Einschätzung: Der Flop des Jahres: Da könnte man drüber streiten. Doch für uns ganz klar der Flop des Jahres war das Vorhaben Citymanager. Vollmundig hieß es im Februar, im März soll es zur Sache gehen. Doch daraus wurde nichts, denn auch am Jahresende war man nicht weiter als zu Beginn: Nämlich bei der Erklärung, einen Citymanager braucht die Stadt. Die Projekte des Jahres: Da fallen gleich mehrere ein. Ganz klar vorne liegen das Forum Allgäu und die Multifunktionshalle. Fertig wurden Residenz- und Kornhausplatz. Endlich begonnen hat man auf dem Schwanengelände und ein wirklich gutes Projekt für Kempten ging mit der Einweihung des neuen Kinocenters in Erfüllung. Das Unwort des Jahres: Richtig, da gibt es nur ein Wort, das für so viel Kritik wie noch nie sorgte. Der Namensvorschlag für die Multifunktionshalle 'Iller Komplex'. Selbst Bauherr Feneberg war überrascht über die negativen Reaktionen und änderte den Namen. Die Halle soll jetzt Big Box Allgäu heißen. Das Fest des Jahres: Nein, dieses Mal wurde nicht die Festwoche auserkoren.

Obwohl sie immer beliebter wird. Das Fest des Jahres ist für uns das Familienfest im Engelhaldepark zugunsten der Flutopfer im Osten. Nicht, weil dies von AZ und Stadt veranstaltet wurde, sondern aus einem anderen Grund: Noch nie hat sich in Kempten eine so große Welle der Hilfsbereitschaft gezeigt, noch nie haben Menschen so selbstlos und ohne Bezahlung helfen wollen, um anderen zu helfen. Noch nie ist die Stadt so zusammengestanden. Der Verlierer des Jahres: Die Gegenkandidaten des amtierenden Oberbürgermeisters bei der Wahl im März würden Sie sagen? Nicht unbedingt. Der Verlierer des Jahres ist eindeutig die Kemptener SPD. Drei Sitze weniger im Stadtrat und einen OB-Kandidaten, der die Partei nicht nach vorne brachte - damit konnte man wahrlich keinen Staat machen. Der Sieger des Jahres: Der OB, sagen Sie? Hat immerhin die Wahl gewonnen. Stimmt. Doch da gibt es neben Dr. Ulrich Netzer noch weitere Sieger: OB-Stellvertreter Josef Mayr beispielsweise, dem endlich der Sprung in die 'Führungs-Troika' gelungen ist. Und die CSU, die bei der Kommunalwahl so stark zulegte, dass gleich zwei mehr ins Rathaus einzogen. Die dümmste Entscheidung des Jahres: Für viele sind das gewiss die 'Grabplatten' am Rathausplatz. Wie man dazu Ja sagen kann - ohne sich genau kundig zu machen - ist heute noch vielen ein Rätsel. Ein Positives hatte das Ganze: Die Verwaltung zeigte sich kritikfähig und entfernte die Platten. Die beste Entscheidung des Jahres: Aus Sicht von Eltern und Jugendlichen sicherlich der Startschuss für die Umfunktionierung des Parktheaters in eine Großdisco. Dass Kempten eine solche Attraktion braucht, ist unumstritten, ob's funktioniert, wird sich zeigen. Die Menschen des Jahres: Das sind alle, die selbstlos wirken, im Stillen helfen, in ihrer Funktion einiges bewegen. Einer davon (er sei stellvertretend genannt): Thomas Reuß, Quartiersmanager in Thingers. In einem schwierigen Stadtteil gelang es ihm, jenes Wort ein Stück weit zu praktizieren, das theoretisch in aller Munde ist: Integration von Aussiedlern. Die Probleme sind zwar nicht gelöst, aber der Weg nicht mehr so schwierig.