Buchloe | cg | Auf eine weite Reise begibt sich Annemarie Kober Anfang September in doppelter Hinsicht. Die 23-Jährige will sich klar werden, welchen Beruf sie in Zukunft ergreift. Dafür begibt sich die Steinmetztochter nach Guatemala. Im "Land der Bäume" - so heißt Guatemala übersetzt - will sie ihr freiwilliges soziales Jahr ableisten.
Das Hilfsprojekt der christlichen Friedensorganisation "Youth Action for Peace" trägt den schönen Namen "Blume des Waldes" ("Ratzum Kiche"). In einem Internat, das in einem alten Kloster mitten im Regenwald untergebracht ist, bekommen mittlerweile mehr als 130 jungen Mädchen zwischen zehn und 30 Jahren die Chance auf Schulbildung. In dem zentralamerikanischen Land werden Ureinwohner und Frauen immer noch stark diskriminiert. Die Analphabetenrate liegt bei rund 50 Prozent.
"Ich hatte das Glück, in einem reichen Industrieland geboren zu sein", sagt Annemarie Kober. Gerade deshalb sei es so wichtig, die ärmeren Menschen in den Entwicklungsländern nicht zu vergessen.
Nach Hurrikan "Stan": Wiederaufbau kleiner Dörfer
Um sich gut vorzubereiten, lernt die ehemalige Verwaltungsfachangestellte der Verwaltungsgemeinschaft Buchloe schon fleißig Spanisch und sammelt viel Material über Guatemala. Außerdem muss die junge Frau, die in den vergangenen zwei Jahren an der Berufsoberschule ihr Abitur nachgeholt hat, Arbeitsblätter vorbereiten: "Meine Hauptaufgabe wird darin bestehen, die Kinder in Englisch zu unterrichten." Annemarie Kober soll sich aber auch um die Freizeitgestaltung der Schüler kümmern sowie beim Wiederaufbau kleinerer Dörfer, die durch den Hurrikan "Stan" 2005 stark beschädigt worden sind, helfen.

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Die Eltern Maria und Josef Kober haben ein "mulmiges Gefühl", obwohl sie das Projekt als "sehr sinnvoll" ansehen. Ihnen wäre es lieber, wenn die Tochter nicht in so ein armes Land mit sehr hoher Kriminalitätsrate gehen würde. "Man reagiert viel sensibler auf Nachrichten von entführten Deutschen in den verschiedenen Ländern der Welt", erzählt Maria Kober. Dabei ist es für das Ehepaar nichts Neues, für ein paar Monate Abschied nehmen zu müssen. Die jüngere Tochter Elisabeth ist erst kürzlich von ihrem neunmonatigen Neuseeland-Aufenthalt zurückgekommen.
Medizinische Versorgung erfordert große Reiseapotheke
Bis zum Abflug am 2. September ist für Annemarie Kober noch sehr viel zu organisieren. "Das fängt bei den umfangreichen Schutzimpfungen an und endet bei der passenden Kleidung und einem Moskitonetz." Da die medizinische Versorgung in Guatemala nicht mit dem deutschen Standard zu vergleichen sei, fülle allein die Empfehlung für die Reiseapotheke eine DIN-A4-Seite.
Die Kosten (Flug, Lebensunterhalt, Impfungen und anderes) müssen Annemarie Kober und ihre Familie selbst übernehmen. Die "Verwaltungskosten", die die Hilfsorganisation verlangt, versucht die 23-Jährige in den nächsten Tagen und Wochen über Spenden zu finanzieren. "Mit diesen Geldern, die direkt an die ,Youth Action for Peace gehen, werden viele der weltweiten Hilfsprojekte unterstützt", erklärt die Buchloerin.
Vielleicht ist es für die junge Frau nach den Monaten in Guatemala klarer, ob sie einen Lehrberuf ergreifen will, oder doch lieber im Bereich Medizin oder Entwicklungshilfe tätig wird.
Kontaktadresse: Annemarie Kober, Bahnhofstr. 35, 86807 Buchloe, Telefon 08241/9119136
anne.kober@web.de
Weitere Informationen über die Organisation gibt es im Internet unter