Artikel: Energie-Sparmodell: Wie ein Märchen

10. Januar 2003 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Oberstdorf (pts). Es klingt wie ein Märchen und ist fast zu schön, um wahr zu sein. Derart verwundert reagierten die Oberstdorfer Bauausschuss-Räte auf ein Angebot, das der Siemens-Konzern der Marktgemeinde macht. Per ausgeklügeltem Energie-Management soll der Kommune geholfen werden, den Verbrauch von Strom, Gas, Öl und Wasser bei ihren Liegenschaften kräftig zurückzufahren und Kosten zu sparen. Der Clou: Die Gemeinde müsste für Nachrüstungen nicht einmal eigenes Geld in die Hand nehmen. Angesichts der Oberstdorfer Finanznöte stuft Bürgermeister Thomas Müller eine langfristige Partnerschaft mit dem Konzern-Unternehmenszweig Siemens Building Technologies als gangbaren Weg ein. Bevor man aber einen Kontrakt abschließt, will sich das Gremium nach dem Manager-Vortrag jüngst im Bauausschuss erst einmal an einem Firmen-Paradebeispiel in Salzburg anschauen, wie dort konkret das Energie-Einsparungsmodell funktioniert. Dass Ingenieure Gebäude-Checks vornehmen, dabei Schwachstellen blanker Energie-Vergeudung und als Gegensteuerung Verbesserungsvorschläge in Gutachten festhalten, ist noch nichts Neues.

Dass aber ein Partner danach weiter an der Seite der Kommune bleibt, nötige Investitionen etwa zur Modernisierung einer Heizungsanlage aus dem Einsparungs-Potenzial vorfinanziert, der Gemeinde eine Einsparungs-Garantie gibt und ihr langfristig Gewinn verspricht, machte für die klammen Oberstdorfer den Reiz an der Sache aus. Fehlt an allen Ecken und Enden Ob örtliche Schulen oder das Eislaufzentrum: Einrichtungen gäbe es schon genug, wo Betriebskosten reduziert werden könnten und ohnehin Sanierungen anstünden. Denn die schlechte Finanzausstattung in den vergangenen Jahren habe dazu geführt, dass es mittlerweile an allen Ecken und Enden fehlt, wie CSU-Rat Toni Huber feststellte. Ihm kann das Angebot märchenhaft vor, was der Zweite Bürgermeister Dr. Günther Meßenzehl in ähnliche Worte fasste. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Ralf Ecke hatte sich zu Beginn des Vortrags geistig darauf eingestellt, wieder nur so einen Wälzer für die Schublade offeriert zu bekommen. Er schlug dann aber vor, die Angelegenheit doch weiter zu verfolgen. Denn eine Einsparung des Schadstoff-Ausstoßes bei niedrigerem Energieverbrauch tue schließlich auch dem Image des Urlaubsorts gut, wo man ohnehin schon stark auf die Nutzung von erneuerbarer Wasserkraft setzt.