US-Wahlen Vier Amerikanerinnen erzählen">

Artikel: Eine kurze Nacht und große Begeisterung

6. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
jÜrgen rasemann

US-Wahlen Vier Amerikanerinnen erzählen

Kempten/Oberallgäul sh/sir lSie saßen bis spät in die Nacht vor dem Fernseher oder standen extra früh auf, um den Ausgang der Wahlen mitzuerleben: Viele im Allgäu lebende US-Amerikaner bekamen in der Nacht zum Mittwoch nur wenig Schlaf. DieAllgäuer Zeitungsprach mit vier Amerikanerinnen darüber, wie sie die Wahlnacht fern der Heimat erlebten und was sie vom Sieg von Barack Obama halten.

"Heute bin ich stolz, Amerikanerin zu sein", freute sich Heidi Ulm gestern aus ganzem Herzen über den Wahlsieg von Obama. Die aus Detroit im Bundesstaat Michigan stammende US-Amerikanerin lebt seit sieben Jahren in Wildpoldsried. Die 34-Jährige hatte schon vor einigen Wochen per Briefwahl ihre Stimme abgegeben - und dann gespannt auf den Wahlausgang gewartet. Die Nacht hindurch ferngesehen hat sie trotzdem nicht - weil sie sich nämlich um zwei sechsmonatige Pflegekinder kümmert, nutze sie jede Möglichkeit zum Schlafen, meint sie und lacht. Dafür habe sie um sechs Uhr morgens gleich den Fernseher eingeschaltet. Und was erhofft sich die 34-Jährige nun von Obama? "Dass er die Beziehungen zwischen Amerika und Europa verbessert", sagt sie.

Über die Begegnung zweier Kulturen kann sie schließlich ihre ganz eigene Geschichte erzählen - hat sie doch ihren Mann bei einem Aufenthalt der Ringer des SV 29 in ihrer Heimat kennengelernt.

Auch Lisa Zick wurde vor einigen Jahren durch die Liebe ins Allgäu geführt. "Es ist unglaublich, einfach wunderschön, ich bin so glücklich", rang die 42-Jährige nach dem Obama-Sieg vor Begeisterung um Worte. In ihrer Familie - die 42-Jährige stammt von der Nordostküste - seien alle Anhänger der Demokraten. Sie selbst habe in der Wahlnacht noch richtig gut geschlafen, meint Lisa Zick. Allerdings erst, nachdem sich gegen vier Uhr morgens der Sieg von Obama abgezeichnet habe.

Stacia Noerenberg-Szillat aus Buchenberg war sich trotz der positiven Umfragen "nicht so sicher, dass Obama gewinnt". Um Gewissheit zu erlangen, harrte die 53-Jährige, die in Seattle aufwuchs, bis fünf Uhr morgens vor dem Fernseher aus. Dann rief ihre Tochter Jennifer an, die derzeit in Indiana studiert. "Mama, he won", er hat gewonnen, habe sie voller Enthusiasmus ins Telefon gerufen. Die 24-Jährige sei absoluter Obama-Fan. Sie selbst auch, aber nicht ganz so extrem wie ihre Tochter, die vor einigen Jahren am Kemptener Allgäu-Gymnasium ihr Abitur abgelegt hat. Noerenberg-Szillat setzt große Hoffnungen in Obama: "Er ist hochintelligent und ich glaube daran, dass es mit ihm eine sehr gut überlegte Politik in den USA gibt, - anders als in den vergangenen Jahren."

Nur vier Stunden Schlaf fand in der Nacht auf gestern auch die Amerikanerin Lisa Huber aus Kempten. "Als ich dann im Fernsehen in aller Früh Obamas Rede hörte, war ich überzeugt davon, dass ihm die Tiefe des Amtes bewusst ist." Das sei gut so und das habe sie beruhigt. Denn Obama habe es nun nicht leicht. Er müsse vieles in Ordnung bringen, dabei müssten ihm aber auch viele beistehen. Teamwork sei nun gefragt. "Ich wünsche ihm viel Glück", sagt die 46-Jährige, die auch McCain zugetraut hätte, ein guter Präsident zu werden.