Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Eine Allgäuerin auf Höllentour

Allgäu

Eine Allgäuerin auf Höllentour

    • |
    • |

    Patricia Watson-Miller startet Samstag bei der Rallye Paris-Dakar - Vater Herbert Schek fiebert mit Von Dagmar Johler Wange. Kurz bevor sich Patricia Watson-Miller auf den Weg zum Flughafen machte, war bei der Familie Schek in Wangen auf den ersten Blick nicht erkennbar, wer nervöser ist. Vater Herbert Schek, der schon mehrmals die legendäre Rallye Paris-Dakar gefahren ist, oder seine 40-jährige Tochter Patricia, die heuer ihr Debüt bei der 9000 Kilometer langen Wüstenfahrt gibt? Mit im Gepäck ist die KTM 525, ein speziell aufgerüstetes Geländemotorrad, mit dem die Allgäuerin ab Samstag durch die Wüste fahren will. Ein wenig bleich sitzt die zweifache Mutter (ihre Söhne sind zehn und zwölf Jahre alt) auf dem Stuhl. Die Zeit drängt, in drei Stunden geht ihr Flieger nach Lissabon, wo am Wochenende die Rallye Paris-Dakar startet. Nervös ist sie nicht, sagt die 40-Jährige und schüttelt ihren braunen Lockenkopf: 'Zumindest jetzt nicht mehr. Jetzt herrscht nur noch pure Angst.' Angst vor dem härtesten Motorradrennen der Welt, vor der Extrembelastung mit Hitze, Kälte, Sand und Krankheiten und davor, über zwei Wochen lang jeden Tag zwischen 500 und 900 Kilometer auf ihrer KTM zu sitzen. 'Das wird hart', weiß die gelernte Bankkauffrau, die nun in ihres Vaters Fußspuren tritt. Herbert Schek hat selbst mehrmals 'die Höllentour' überwunden, wie er sagt. Und der Wangener weiß genau, was auf seine Tochter zukommt: 'In der Wüste bist du allein, total allein.' Das Motorrad wird der beste und einzige Freund seiner Tochter in diesen Wochen sein. Patricias Schwager Alex Schek-Popp begleitet sie zwar als Mechaniker, doch er darf mit seinem Begleitfahrzeug nur die sogenannte 'Assistenz-Route' fahren.

    An den Etappenzielen wird er - so hoffen die Beiden zumindest - immer auf Patricia treffen und ihr Motorrad säubern, überprüfen und neu einstellen. 'Wenn die Maschine auf der Strecke streikt, muss ich selbst ran oder auf eventuelle Hilfe von Mitfahrern hoffen', weiß Patricia Watson-Miller, die in England lebt und arbeitet. Letzte Hoffnung ist der sogenannte 'Lumpensammler', der Besenwagen im Rallyesport, der alle liegengebliebenen Fahrzeuge aufsammelt, sofern man sie orten kann. Das Motorrad und sich selbst auf diese Extremtour vorzubereiten, kostet einige Mühe. Denn mit einem normalen Motorrad ist die gut 9000 Kilometer lange Strecke nicht zu bewältigen, erklärt Herbert Schek. So bekam die 525er Maschine seiner Tochter für das Rennen einen 30-Liter-Tank (Schek: 'Mehr als doppelt so groß wie die normale Ausführung') und wurde mit einem Fünf-Liter-Wassertank und einem Not-Sender ausgerüstet. 'Damit man bei Unfällen schnell gefunden wird', hofft Patricia, die in der Motorradklasse (280 Teilnehmer) mit zwei Männern die einzige Deutsche am Start ist. Zur Orientierung wurde die KTM mit einem Roadbook und einem GPS-Sender ausgerüstet. Dazu hat Vater Schek 'ein extrem helles Xenon-Licht' montiert, 'da so manche Etappen bereits um drei Uhr gestartet werden'. Viel Schlaf wird die Allgäuerin während des Rennens nicht bekommen. 'Nur drei bis vier Stunden täglich', glaubt die Fahrerin, die sich im Fitnessstudio für 'die härteste Prüfung ihres Lebens' vorbereitet hat. Herbert Schek wird seine Tochter und die gesamte Tour, bei der am 15. Januar nur knapp die Hälfte der Starter das Ziel in Dakar erreichen werden, im Internet verfolgen. Denn begleiten wird er sie nicht: 'Das halten meine Nerven nicht aus', sagt der Wangener. Auf die Frage, was sie sich zum Ziel gesteckt hat, kommt die Antwort von Patricia Watson-Miller prompt: 'Erstmal durchkommen und dann viel schlafen.'

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden