Stadtrat Dr. Meinhard Ditterich (70) ist seit 30 Jahren im Immenstädter Kommunalparlament - Der Orthopäde im Ruhestand plädiert für mehr gemeinsame Gespräche am Stammtisch">

Artikel: "Ein Mordsdurcheinander"

13. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Stadtrat Dr. Meinhard Ditterich (70) ist seit 30 Jahren im Immenstädter Kommunalparlament - Der Orthopäde im Ruhestand plädiert für mehr gemeinsame Gespräche am Stammtisch

Von Sibylle Mettler |ImmenstadtEr sitzt seit 30 Jahren für die CSU im Immenstädter Stadtrat. Trotzdem galt er nie als Parteisoldat, sondern als einer, der frei von Zwängen seine Meinung sagt. Das tut Dr. Meinhard Ditterich auch jetzt, mit 70 Jahren. Anlässlich seines runden Geburtstags, den Ditterich vor Kurzem feierte, sprachen wir mit ihm über das "Betriebsklima" im Immenstädter Stadtrat, übers Rauchen und seine Vorliebe für Camping-Urlaub.

Letzteres ist schnell erklärt. "Luxus-Hotels habe ich bis oben dick", sagt der 70-Jährige und verzieht das Gesicht. Camping ist für den Orthopäden im Ruhestand hingegen "absolute Entspannung". Deshalb fährt er mit seiner Frau und einem befreundeten Ehepaar seit zwölf Jahren nach Süditalien. "Irgendwann kommt dann, dass ich wieder heim möchte", sagt Ditterich. Sein Vater kam aus Fürth, die Mutter aus Osnabrück, doch der gebürtige Tiefenbacher sieht sich selbst als "150-prozentigen Allgäuer".

In den Immenstädter Stadtrat wurde Ditterich vor 30 Jahren zusammen mit Altbürgermeister Gerd Bischoff gewählt. Was derzeit in dem Gremium geschieht, bezeichnet er als "ein Mordsdurcheinander".

Seiner Meinung nach gibt es dort derzeit gerade mal vier Leute, die sich richtig und normal verhalten. "Die entscheiden noch nach gesundem Menschenverstand." Die Entscheidungen der anderen hängen aus Ditterichs Sicht noch mit dem Ergebnis der Kommunalwahl zusammen. Der bekennende Stammtisch-Anhänger meint: "Es fehlt derzeit am gemeinsamen Gespräch." Als er vor 30 Jahren in den Stadtrat gewählt wurde, habe man sich auf seine Bitte hin nach den Sitzungen zusammengehockt. "Das klärt so viele Dinge", betont der 70-Jährige. Bis vor einem halben Jahr habe das funktioniert - dann kam die Wahl.

Freuen kann er sich über den Wandel, den Immenstadt in den vergangenen Jahrzehnten durchlaufen hat. "Meine Schwiegermutter hat gesagt: Was ist das für eine hässliche Stadt." Das sei lange vorbei. Für ihn gehört auch das Literaturhaus Allgäu zu den gelungenen Projekten der Stadt. "Dafür gab es fast 80 Prozent Zuschüsse. Wo anders hätten wir das Geld nicht bekommen", entgegnet er den Kritikern des Gebäudes.

Was ihn aufregt: "Der Regulierungswahn ist doch furchtbar." - Vor allem, wenn es ums Rauchverbot geht. Obwohl er selbst bis vor eineinhalb Jahren Raucher war, betont er, dass er Zigaretten nicht befürwortet. Aber man müsse deren Konsum doch angemessen ermöglichen, meint er.

Im Stadtrat hat Ditterich zehn Jahre lang die CSU-Fraktion angeführt. Darüber hinaus engagierte er sich im Tennisclub, im Verein Klick, fürs Bergbauernmuseum und die Lädine.