'Murren, Zweifel, Klagen.' Dies wollte Peter Tschaikowski erklärtermaßen mit dem ersten Satz seiner 5. Sinfonie in e-Moll ausdrücken. Eigenschaften, die er mit seinen Lebensumständen verband, als er 1888 (übrigens zwei Jahre nach dem Tod Ludwigs II.) das 45-minütige Orchesterwerk schrieb. Es gleicht einem gewaltigen Gefühlsausbruch.
Dirigent Karel Mark Chichon interpretierte diese "Vorgabe" beim Konzert mit der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern offenbar auf eine ganz eigene Art: Er erspürt in der Musik vor allem Wut und Zorn eines unzufriedenen, zerrissenen Menschen. Jedenfalls ließ das 40-jährige Energiebündel seine 65 Musikerinnen und Musiker mit viel Kraft spielen und den letzen Satz in ein regelrechtes Finale furioso münden. Von Zweifeln, von Melancholie war da kaum noch die Rede. Ein Widerspruch?
Nein, diese Interpretation macht Sinn, sie ist durchweg klar und schlüssig. Weil sie - auch dank des hervorragenden Orchesters - die dramatischen Momente herausarbeitete, die großen Bögen zeigte, die Kontraste offenlegte. Tschaikowskis Sinfonie wirkte so erstaunlich plastisch und geriet zu einem packenden Erlebnis, das die Konzertbesucher frenetisch bejubelten.
Grund zu überschwänglichem Bravorufen hatte es schon vorher gegeben - als der ebenfalls 40-jährige Sergej Krylov Tschaikowskis Violinkonzert in D-Dur zelebrierte. Mit traumwandlerischer Sicherheit spielte sich Krylov, aufs Engste mit Dirigent und Orchester verzahnt, in einen wahren Spielrausch. Mit kräftigem, aber schön singendem Ton flog er durch die technisch ungemein schwierigen drei Sätze und vergaß bei aller Virtuosität und Geschwindigkeit nicht das Gefühl.
Am Ende fiel er als erstes dem Dirigenten um den Hals. Das sieht man auch nicht alle Tage und spiegelt das Glück des Solisten wider.
