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Artikel: Der Bürgermeister-Test "Bieranstich" kommt erst noch

9. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

100-Tage-Bilanz Für die Görisrieder Bürgermeisterin Thea Barnsteiner ist vieles in ihrem neuen Amt altbekannt

Von Reinhold Löchle |GörisriedVom sprichwörtlichen Sprung ins kalte Wasser konnte bei Thea Barnsteiner an ihrem ersten Arbeitstag in ihrem neuen Job wirklich nicht die Rede sein. Schließlich musste die 47-Jährige am 2. Mai nur das Zimmer wechseln für ihr neues Amt als Bürgermeisterin von Görisried. Thea Barnsteiner sitzt sogar an einem Schreibtisch, den sie vor Jahren mit ausgesucht hat - damals allerdings für ihren früheren Chef Georg Kugler. Dieser war 22 Jahre ehrenamtliches Görisrieder Gemeindeoberhaupt, insgesamt rund 37 Jahre in der Kommunalpolitik tätig. Thea Barnsteiner kann da fast mithalten, zumindest was Verwaltungsarbeit in einer Kommune betrifft:

Die gelernte Bürokauffrau fing 1980 bei der Verwaltungsgemeinschaft Unterthingau an, ab 1991 war sie als Verwaltungsangestellte im Görisrieder Rathaus tätig. Am 2. März dieses Jahres dann ein riesiger Schritt im Leben der zierlichen Frau: Mit 85,6 Prozent wurde sie zur hauptamtlichen Bürgermeisterin des 1270-Einwohner-Dorfes gewählt.

Bereut habe sie den Schritt noch nie, antwortet die Kommunalpolitikerin nach kurzem Überlegen auf die Frage des Journalisten und begründet dies auch gleich: "Hier kann ich vieles gestalten." Dabei profitiere sie viel von ihrer früheren Arbeit im Bürgermeister-Vorzimmer. Und doch sei heute die Situation anders: "Früher konnte ich manche Angelegenheiten weitergeben. Heute muss ich selbst handeln, jetzt bin ich die ,Endperson."

Und zu handeln und zu entscheiden gab es viel in den ersten 100 Tagen im neuen Job. Dass so viel auf sie zukommt, hätte sie nicht gedacht. Kürzlich waren es vier Abendtermine in einer Woche - da wundert es sie nicht, wenn ihre Kinder (6 und 10 Jahre) gelegentlich mehr Anwesenheit anmahnen und ihr Ehemann, der schon vor Jahren zu Hause die Rolle des Hausmanns übernommen hat, auch mal auf die Uhr zeigt. Es sei, so gesteht Barnsteiner, zeitweise "eine Gradwanderung zwischen Familie und Amt". Wobei der Familie eine wichtige Rolle für ihren Arbeitsalltag zukommt: "Sie ist das Umfeld, das mich stärkt."

"Spannende Aufgabe"

Barnsteiner will aber nicht klagen. Zumal sie sich von den Gemeinderäten und den Bürgern akzeptiert fühlt und es eine "spannende Aufgabe" sei, die sie da übernommen habe. Ständig hat sie mit für sie Neuem zu tun, kommt sie mit anderen Menschen zusammen. Natürlich will sie auch Akzente in der Kommunalpolitik setzen - und parallel dazu begonnene Projekte ihres Vorgängers erfolgreich zu Ende führen. Dazu zählt der Hochwasserschutz. "Die Bürger dabei einbinden", lautet ihr Kurs. Dann stoße man auch eher auf Verständnis für manche Entscheidung. Eine vordringliche Aufgabe ist auch eine neue, teure Waldbach-Brücke bei Hasenmahd. Eine Mittagsbetreuung für Schüler bis zur 4. Klasse einzurichten, war ein Ziel, mit dem Thea Barnsteiner ihr Amt antrat - und ab dem neuen Schuljahr klappt es damit, freut sie sich auch für andere Mütter.

Zudem sei eine Mittagsbetreuung ein Standortfaktor für eine Gemeinde. Die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs ist ein anderes Ziel genau so wie ein neues Domizil für Feuerwehr und Bauhof.

Auch wenn Thea Barnsteiner schon voll im Alltagsgeschäft steht, so kam sie um die "Bürgermeister-Eignungsprüfung" bisher herum: ein Fass Bier anstechen. Beim Gauschützenfest im September aber dürfte der große Moment für sie kommen. Dass es dabei auch zu einer "größeren Überschwemmung" kommen könnte, will die Bürgermeisterin nicht ausschließen.