Das schönste Weihnachtsgeschenk hat die 18-jährige Rosa in diesem Jahr nicht vom Christkind bekommen. Schon eher war da der Klapperstorch im Spiel. Denn Rosas schönstes Geschenk ist 47 Zentimeter lang, wiegt 2800 Gramm und heißt Vincenzo: Seit Montag, 14.53 Uhr, ist die junge Frau stolze Mama eines putzmunteren kleinen Buben. Und wie fühlt es sich an, das allererste Weihnachten mit einem Baby? "Gut", sagt Rosa und strahlt, bevor ihr Kopf wieder in die Kissen sinkt. Die 18-Jährige ist noch ein wenig erschöpft und muss sich erholen - schließlich liegt der Kaiserschnitt gerade erst einen Tag zurück.
Unterdessen herrscht ein paar Gänge weiter noch die "Ruhe vor dem Sturm": In den Kreißsälen des Kemptener Klinikums liegen an diesem Vorweihnachtsmorgen "nur" zwei Frauen in den Wehen. Am Montag, als der kleine Vincenzo das Licht der Welt erblickte, waren es acht Entbindungen gewesen. "Bei uns verändern sich die Dinge aber schnell", meint Oberärztin Dr. Carolin Blume und lacht. Gemeinsam mit Assistenzärztin Dr. Paula Duchoslav und zwei Hebammen tut die Ärztin an diesem Tag und an Heiligabend in den Kreißsälen Dienst. Und gerade dann, so wissen die Frauen aus Erfahrung, ist dort besonders viel los. "Die Arztpraxen haben über die Feiertage geschlossen, so dass viele Frauen direkt zu uns kommen", erklärt Dr. Blume.
Ansonsten aber deutet in den Kreißsälen nicht viel auf das nahende Fest hin - immerhin ist der Heilige Abend dort ein Arbeitstag wie jeder andere - wenn auch die Stimmung "schon etwas Besonderes" ist.
Bislang 1391 Geburten
Zurück aber zur 18-jährigen Rosa Castellino und dem kleinen Vincenzo, der gleich eine saubere Windel bekommen soll. Verschlafen und mit geschlossenen Augen gähnt das in warme Schichten gepackte Baby in den Armen seiner Mutter. Die hatte mit einer so frühen Ankunft des Kleinen gar nicht gerechnet.

Nach der Geburt ausgesetzt
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Denn eigentlich war der Kaiserschnitt erst für ein oder zwei Tage später vorgesehen gewesen - weil aber das Kind im Bauch der schlanken Mama so wenig Platz hatte, wurde es gleich noch am Montag auf die Welt geholt.
Für allzu große Aufregung blieb da keine Zeit. Und außerdem war da ja noch Rosas Mama Francesca, die ihre Tochter in den Operationssaal begleitete und ihr während des Kaiserschnitts zur Seite stand. "Das war schon toll - wir sind ins Krankenhaus gefahren und haben gar nicht damit gerechnet, kurze Zeit später mit dem Baby dazustehen", erzählt sie und lächelt voll Oma-Stolz über die tapfere Tochter und den prächtigen Buben.
Im Reich von Oberärztin Dr. Blume wird indessen ein weiterer Kreißsaal hergerichtet und "geburtsfertig" gemacht. Das dicke Buch, in dem handschriftlich und in fein säuberlich gezogenen Spalten alle Geburten im Klinikum festgehalten werden, weist einen Stand von 1391 aus. 1391 Leben, die in diesem Jahr auf der mollig-warm geheizten Station mit den Linoleumböden, den silbernen Waagen, Wärmelampen und gläsernen Babybetten begonnen haben.
Eines von ihnen ist also der kleine Vincenzo. Und wie werden Mama Rosa und Papa Gian-Luca das Weihnachtsfest begehen? Auf der Entbindungsstation und mit der ganzen Familie. Denn weil Rosa noch nicht nach Hause gehen kann, kommen einfach alle zu ihr - um heuer unter ganz besonderen Vorzeichen Christi Geburt zu feiern.