Artikel: Das ist eine absehbare Fehlinvestition

8. Januar 2003 20:29 Uhr von Allgäuer Zeitung

Gegner des Alpinen Trainingszentrums legen Argumente vor

Von Barbara Hell, Oberallgäu - Für die Naturschutzjugend des Landesbunds für Vogelschutz ist ein Alpines Trainingszentrum (Ata) am Grünten eine Maschine. Eine, die viel Geld fresse, heraus komme aber nur Müll. Was der Naturschutz Nachwuchs vor den Türen des Saals im Rettenberger Gasthof Adler-Post mit Hilfe eines Reißwolfs demonstrierte, untermauerten die Gegner des Projekts des Bayerischen Skiverbands bei ihrer Infoveranstaltung zum Bürgerentscheid am 12. Januar mit Argumenten (siehe auch Allgäu-Rundschau). Seine Einstellung fasste Moderator Hermann Siegel, Studiendirektor an der Berufsschule Immenstadt, nach der gut dreistündigen, ruhigen Diskussion so zusammen: 'Die Welt geht nicht unter, wenn's Ata kommt, sie geht aber auch nicht unter, wenn's nicht kommt.' Ein klares Nein zum Alpinen Trainingszentrum drückten auf dem Podium Professor Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bund Naturschutz, Ludwig Sothmann, Chef des Landesbundes für Vogelschutz und Diplombiologin Brigitte Kraft, Sprecherin der Bürgerinitiative Rettenberg, aus. Die 'naturnahe Landschaft' sei das wichtigste Kapital des Allgäus, meinte Weiger, die Vernunft brauche andere Konzepte als 'eine absehbare Fehlinvestition', verwies er auf einen Anstieg der Durchschnittstemperaturen.

Die Folgen seien bereits jetzt durch vermehrte Hochwasser, Stürme und schneearme Winter deutlich sichtbar. Ähnlich argumentierte Ludwig Sothmann vom Landesbund für Vogelschutz: Der Treibhauseffekt habe dazu geführt, dass unter 1500 Meter (das Ata und die Rennstrecke lägen in einer Höhe von 1200 bis 1480 Metern) kaum mehr Schnee falle. Wer dem 'durch Schneekanonen und Flutlichtmasten' entgegenwirken wolle, verfolge ein 'touristisches Konzept von gestern'. Rettenberg lebt vom Familien- und Senioren-Tourismus, Zielgruppen, die keine bautechnisch veränderte Landschaft wollten, sondern Naturnähe. 'Mag sein, dass es Bedarf für ein Alpines Trainingszentrum gibt, aber nur dort, wo es schneesicher ist und die Natur möglichst wenig beschädigt wird', so Sothmann. Von 126 auf 85 gesunken sei die Zahl der Betriebstage der Grüntenlifte in den letzten vier Jahren, betonte Brigitte Kraft und riet dazu, 'in die richtige Richtung zu investieren': Der Vorsprung, den höhere Regionen in der Schweiz, Österreich und Italien im Wintersportler hätten, sei nicht einzuholen. Von hohem Energieverbrauch, störender Beleuchtung und Beschallung und zunehmender Hochwassergefahr sprach Henning Werth vom Landesbund für Vogelschutz. Für das Trainingszentrum als wirtschaftlich interessantes Projekt, aber gegen eine Mitfinanzierung durch die öffentliche Hand plädierte Betriebswirt Hans Taiber. Profitieren würden Gastronomie und Vermieter, legt man 76 Schneetage zugrunde: Das rechtfertige aber keine jahrelange Subvention Einzelner durch Steuergelder von 35000 Euro pro Jahr.