Kempten(sh). - 'Der Engel aber sagte: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude.' Eindringlich klingt das Weihnachtsevangelium durch den kargen Raum mit den vergitterten Fenstern. Es ist der Tag vor Heiligabend - und Weihnachtsfeier im Kemptener Gefängnis. Schon seit vielen Jahren organisiert die Straffälligenhilfe Allgäu gemeinsam mit den beiden Kirchen ein besinnliches Fest für die Häftlinge. Klein ist der Raum, in dem freitags immer die Gottesdienste stattfinden. Nur 30 Menschen bietet er Platz - deshalb gibt es an Weihnachten auch zwei Feiern hintereinander. Nachdem die letzten Worte des Weihnachtsevangeliums verklungen sind, gibt es Geschenke: 130 Päckchen mit Plätzchen, Kaffee und Tabak werden verteilt. 'An Weihnachten werden auch die Harten weich', weiß Gertrud Hechelmann von der Straffälligenhilfe Allgäu.
'Da kommen viele Erinnerungen an bessere Zeiten hoch.' Erinnerungen an Kindheit und Familie. Und möglicherweise auch die Einsicht, das alles verloren zu haben.'Insgesamt 50 Mitglieder hat der Verein Straffälligenhilfe Allgäu. Sechs Aktive kümmern sich um die Häftlinge, betreuen Angehörige und helfen nach der Haft bei der Rückkehr in den Alltag. Dass ihre Arbeit wichtig ist, weiß Gertrud Hechelmann. Denn: 'Hinter jedem Gefangenen steht ein Schicksal.' Aber sie weiß auch, dass die Arbeit schwerer werden wird. Schließlich wird die neue Kemptener Justizvollzugsanstalt wesentlich mehr Gefangene fassen als die alte. Mit sechs Helfern habe man dann die Kapazitätsgrenze erreicht. Verstärkt will der Verein deshalb um neue Mitglieder werben - um zahlende und um aktive.