Bernbeuren (sza). Die Algenplage am Haslacher See bei Bernbeuren ist seit Wochen vorbei. Doch was dagegen unternommen worden ist, sorgt jetzt für Unmut bei Behörden. Rund 7000 Liter mit 'effektiven Mikroorganismen' versetztes Wasser ließ Bürgermeister Heimo Schmid im See verteilen und fing sich dafür einen Rüffel des Wasserwirtschaftsamtes ein.'Effektive Mikroorganismen' (EM) sind ein Cocktail vor allem aus Milchsäurebakterien, Hefen und Nichtschwefelpurpurbakterien, der Fäulnisprozesse im Boden verhindern soll. Entdeckt hat diese Mischung ein japanischer Agrarwissenschaftler in den 1970er Jahren. Unter Gartenbesitzern, aber auch unter Landwirten im Allgäu findet er seit Jahren immer mehr Anhänger. Es gibt auch Putzmittel und Getränke auf der Basis vom EM. Wissenschaftlich ist die Wirkung von EM jedoch umstritten. Jeden Morgen ging EM-Beraterin Christa Steck aus Bernbeuren im Haslacher See schwimmen - bis plötzlich Badeverbot wegen der vielen Algen verhängt wurde. Weil 'Effektive Mikroorganismen' schon manchen Gartenteich erfolgreich von Algen befreit haben, so Steck, müsste dies auch ein paar Nummern größer funktionieren. Ausprobiert worden sei dies bei einem größeren See noch nie und so machte der Hersteller der Gemeinde auch einen Sonderpreis, der zudem nur bei Erfolg zu bezahlen war. Mit einem eigens gezimmerten Floß wurde das EM-Wasser über den gesamten See verteilt. Zwei Wochen später war ein Großteil der Algen verschwunden und das Badeverbot wurde aufgehoben. Ein überraschender Erfolg: 'Ich hätte es fast selber nicht gedacht', freute sich EM-Beraterin Steck. Von einem Sieg der Mikroorganismen wollen weder Wasserwirtschaftsamt noch Gesundheitsamt in Schongau etwas wissen. Das verregnete Frühjahr habe viele Nährstoffe in den flachen See gespült, erklärte Dr. Brigitte Lenhart vom Wasserwirtschaftsamt. Die wochenlang hohen Temperaturen hätten ein explosionsartiges Wachstum der Algen verursacht. Weil es aber trocken blieb, wurden keine neuen Nährstoffe in den See gespült und die Algen gingen wieder ein. Ein ganz normaler und natürlicher Vorgang.
Viele Keime im See'Der See hat sich selbst geholfen', bestätigte auch Dr. Karl Breu, Leiter des Gesundheitsamts. Dass EM dazu beigetragen haben könnte, glaubt er nicht, denn darin seien keine algenfressenden Mikroorganismen enthalten. Im Gegenteil: Breu war alles andere als glücklich, dass so viele Keime in den See gekippt wurden und befürchtete bereits mikrobiologische Probleme, die dann aber nicht eingetreten sind. In jedem Fall hätte EM nicht in den See geschüttet werden dürfen, denn es sei nur zur Verbesserung des Bodens zugelassen und das Einbringen von Nährstoffen in ein Gewässer sei genehmigungspflichtig. Die Behörden belassen es aber bei dem Rüffel, weitere Konsequenzen muss Bürgermeister Schmid nicht befürchten. Schmid selbst wollte sich zu der Angelegenheit nicht äußern. So bleibt die Befreiung von der Algenplage am Schluss eine Glaubensfrage: 'Der See hat’s gebraucht und es hat geholfen', sagte EM-Beraterin Steck, während Lenhart vom Wasserwirtschaftsamt dagegen hielt: 'Offene Gewässer sollte man nicht nach dem Prinzip Versuch und Irrtum behandeln.'