Fast schön spiegelt sich die Wintersonne in der schwarzen Abdeckfolie auf dem Feld, das am Bannwald am Ende des Riederlohwegs in Neugablonz liegt. Doch für diese Schönheit haben die gut 100 Demonstranten keinen Blick. Sie sind gekommen, um gegen die geplante Verlängerung des Reifträgerwegs eben durch dieses Naturidyll zu protestieren.
Die 600 Quadratmeter Folie, die der Bund Naturschutz (BN) ausgebreitet hat, liegen genau dort, wo - geht es nach den Befürwortern der Straße - bald eine Asphaltbahn das Gebiet durchschneiden soll. Der Reifträgerweg soll nach Süden bis zum Kreisverkehr verlängert werden (siehe Grafik) und so die stark befahrene Sudetenstraße entlasten, so begründet die Stadt Kaufbeuren den geplanten Ausbau. Doch dieser ist seit Jahren ein Zankapfel. Jüngst regte sich auch Widerstand in der Gemeinde Germaringen, auf deren Flur die Straße teilweise verlaufen soll. Und bei Anwohnern und Umweltschützern: Erstere fürchten den Verkehrslärm, beiden geht es um den Erhalt des Bannwaldes, der teilweise der Straße weichen soll.
Gestern Nachmittag waren sie vereint. "Stopp! Kein Ausbau des Reifträgerwegs!" verkündete ein Transparent, die Redner schlossen sich dem an. "Die Seitz-Kapelle, der umliegende Wald und die Wiesen sind ein wichtiger Ort der Erholung", erklärte Josef Kreuzer, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe. BN-Regionalreferent Thomas Frey zitierte den ehemaligen Umweltminister Werner Schnappauf: "Der Flächenverbrauch ist eines der größten ökologischen Probleme Bayerns." Der zu erwartende Flächenverbrauch werde die 5,5 Hektar für die Straße weit übersteigen: Die neue Straße diene eher der Erschließung eines neuen Gewerbegebiets als der Entlastung. "Sogar die Vertreter der Stadt geben zu, dass die Entlastung gering ist", sagte Anwohner Günter Lauer. Peter Orendi von der BN-Ortsgruppe Kaufbeuren wurde noch deutlicher: "Man sollte sich von dieser Mär verabschieden.
" Selbst die Gutachten sprächen nur von zehn bis 16 Prozent. Der Landwirt und Germaringer Gemeinderat Georg Reisach befürchtete, dass nach bald 17 Jahren die Pläne schon zu weit fortgeschritten seien. "Doch man soll die Hoffnung nicht aufgeben."
Bis März sollen die Pläne abstimmungsreif sein
In die Höhle des Löwen hatte sich auch Germaringens Bürgermeister Kaspar Rager gewagt, der den Demonstranten durchaus recht, aber zu bedenken gab: "Eine Kommune muss auch an ihre Entwicklung denken." Dafür hatten manche Demonstranten freilich kein Verständnis: Sie bekundeten laut ihren Unmut. Die Kaufbeurer Stadträtin Helga Ilgenfritz forderte die Anwesenden auf: "Ich bitte Sie, sich weiter zu engagieren.
" Doch die Zeit wird knapp: Stadtplaner Manfred Pfefferle will den Entscheidungsgremien bis März fertige Pläne vorlegen - "mit beweisbaren Zahlen, nicht mit Behauptungen".