Von Franziska Megerle |ImmenstadtMichael Ballack trägt ein selbst geflochtenes grün-gelbes Stirnband. Es ist aber kein Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit ihrem Kapitän. "Gibt es hier lichtscheues Gesindel?", brüllt der Gefängniswärter die Zögerlichen an, die vor der Kellertreppe verharren. Der Junge im Ballack-Trikot zückt sein Holzschwert und klettert tapfer zu den dunklen Verliesen hinunter. "Lasst euch das Fürchten lehren!", lacht der Wärter dröhnend. Ballack und der Büttel sind Bestandteil des Burgfests auf der Ruine Laubenbergerstein bei Immenstadt, wo die Besucher eine Zeitreise ins Mittelalter unternehmen durften.
Das alljährliche Burgfest wird organisiert vom Heimatverein Immenstadt, dem das alte Gemäuer gehört. Der Vorsitzende Walter Kössel sagt zur Begründung dieses eingeführten Fests: Wir wollen damit "die Burg ins Bewusstsein rücken". Romantik sei durchaus gefragt. Gleichzeitig werde aus dem Erlös der Unterhalt der Burg finanziert. Kössel ist sichtlich stolz auf das Fest. Mittlerweile kommen viele Besucher, die gekleidet sind wie vor 800 Jahren. Woher rührt diese Begeisterung fürs Mittelalter? Der Heimatvereins-Vorsitzende weiß die Antwort: "Es ist eine gewisse Rückbesinnung zu bemerken. Andererseits wird dies Zeitalter natürlich romantisiert."
Besonderes Highlight des Burgfestes ist der Schaukampf der Ritter. Dicht gedrängt stehen die Besucher, um die Duelle mit Schwertern und Äxten verfolgen zu können. Viele Kinder hocken auf den Schultern ihrer Mütter und Väter und fiebern mit. Einer der Kämpfenden ist Simon MacLean, der nach erledigtem Zweikampf bereitwillig die Fragen von Besuchern beantwortet.
Der Kettenhemdträger heißt eigentlich Michael Simon und verdient seinen Lebensunterhalt als Berufskraftfahrer. Über 200 Mitglieder hat sein Verein der "Württemberger Ritter", der in der Nähe von Ulm beheimatet ist. Die "einfache Lebensweise damals" fasziniert Simon, sagt er. Beim "Showfechten", wie er es nennt, ist er mit vollem Einsatz dabei. Rund 15 Kilo ist allein die Rüstung schwer, die er in Handarbeit selbst geschmiedet hat.
Aber nicht nur zuschauen kann man beim Burgfest. Bei Axtwerfen und Bogenschießen ist Zielgenauigkeit gefragt. Eine Wahrsagerin prophezeit Neugierigen die Zukunft. "Komm tanz mit mir den Totentanz!", nötigen "Beinhausmusiker" die Umstehenden. Es handelt sich um eine in Leder und Leinen gekleidete Musikgruppe.

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Aus den Verliesen taumeln unterdessen die "Lichtscheuen" wieder hervor: Seltsamerweise sind da in Rosa gekleidete Prinzessinnen dabei, die noch dazu strahlen. Auch Michael Ballack hat es geschafft. Triumphierend reckt er das hölzerne Schwert. "Ich hab dem Skelett Hallo gesagt!", posaunt er sein Abenteuer heraus.
Führungen: Jeden Samstag, von 14 bis 18 Uhr lädt der Heimatvereinen zu Rundgängen durch die Ruine von Laubenbergerstein ein.