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Artikel: Bäume auf "schön getrimmt"

27. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Weihnachtsbäume Zwei Christbaumpflanzer berichten, wie viel Aufwand nötig ist, um in zwölf Jahren schöne Bäume zu bekommen

Weißensberg | do | Für die Aufzucht von Christbäumen ist ein langer Atem nötig. Davon können die beiden Christbaumpflanzer Uwe Hyrenbach und Klaus Strodel ein Lied singen. Als etwa dreijährige Setzlinge kommen die Tännchen von der Baumschule zu ihnen. Dann vergehen weitere acht Jahre, bis daraus ein Weihnachtsbaum geworden ist.

In den vergangenen Jahren ist der Preis für Christbäume an die Schmerzgrenze kleiner Anbaubetriebe gegangen. Vor allem Bäume aus Dänemark haben den Markt überschwemmt. Bäume für 9,90 Euro dürfte es allerdings nicht mehr geben, meinen die beiden Fachmänner. Durch die Überproduktion der vergangenen Jahre sind die Preise verfallen - auch viele dänische Christbaumbauer mussten aufgeben. "Ein Christbaum kostet heute so viel wie vor zehn Jahren", erklärt Klaus Strodel vom Obsthof Strodel aus Rothkreuz. Dazwischen waren leichte Teuerungen, zuletzt ein Preisverfall und aktuell ein Preis, der realistischer zum Aufwand stehe.

Die Jahre haben ihn gelehrt, dass er in seine Christbäume ebenso viel Zeit investieren muss, wie in seine Äpfel. Weil jeder Kunde "den perfekten Christbaum" möchte: Schlank, symmetrisch, dicht, gerade, schöne Spitze. Von den gepflanzten Bäumen werden im Laufe ihres Wachstums 20 Prozent diesem Anspruch gerecht. Der Rest muss mit aufwendiger Pflege "schön" getrimmt werden. Und auch dann kann der Ertrag nur auf maximal 80 Prozent gesteigert werden.

"Die Bäume brauchen vom Samen bis zum zimmerhohen Christbaum rund zwölf Jahre. In dieser Zeit sind sie Wind und Wetter ausgesetzt. Da kann viel passieren", erklärt Uwe Hyrenbach aus Rickenbach.

Schlagen beispielsweise die Eisheiligen zu, wenn die Bäume gerade treiben, reiche eine Nacht mit Frost, und die jungen Triebe erfrieren, werden braun, sterben ab.

In den ersten beiden Jahren wächst der Baum sieben bis zehn Zentimeter. Als dreijährige, rund zwanzig Zentimeter hohe Setzlinge, kaufen Hyrenbach und Strodel die künftigen Weihnachtsbäume von einer Baumschule und reihen sie auf ihren Christbaumplantagen aneinander. Dort werden sie dann jahrelang gepflegt und wachsen erst sehr langsam. "Nach dem Pflanzen werden die Setzlinge zum ersten Mal beschnitten", erzählt Hyrenbach. Der unterste Kranz wird abgeschnitten, damit der Baum genügend Luft bekommt und nicht fault. Außerdem lässt sich dadurch besser das Unkraut entfernen. Die beiden setzen keine Pflanzenschutzmittel ein, sondern fahren mit einem speziellen Mäher durch die Reihen.

Jedes Jahr kommen weitere Form- und Korrekturschnitte hinzu, damit die Bäume nicht zu sehr in die Breite wachsen, schließlich sollen die Tannen für ihre weihnachtliche Bestimmung schlank bleiben. Auch ein zu schnelles Höhenwachstum ist dem schönen Äußeren nicht zuträglich. Deshalb ritzen sie die Haupttriebe an und bremsen so die Nährstoffversorgung, damit der Baum nicht zu sehr in die Spitze schießt.

Mähen, schneiden, düngen - all diese Eingriffe kosten viel Zeit. Und doch wollen die Kunden nicht viel Geld für einen Christbaum ausgeben. "Er steht ja nur zwei Wochen", ist das häufigste Argument. Dazu hat Strodel ein Gegenargument: "Ein größerer Blumenstrauß kostet genauso viel wie ein Christbaum. Und hält auch nicht länger."