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An der Bidinger Tankstelle den Wandel der Zeit erlebt

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An der Bidinger Tankstelle den Wandel der Zeit erlebt

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    Otto Guggenmos erzählt von 30 Jahren als Tankwart Die Spritkosten, die ungeahnte Höhen erreicht haben und für Superbenzin meist bei über zwei Mark liegen, sorgen für viel Ärger bei den Autofahrern. Gerade Berufspendler, die viel unterwegs sind und für die öffentliche Verkehrsmittel keine ernsthafte Alternative sind, bekommen die Preiserhöhungen massiv zu spüren. 'Wird Tanken zum Luxus?' lautet die neue Serie der Allgäuer Zeitung, in der das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wird.

    Bidingen (ves).

    'Am ersten Mai hat halt müssen Schluss sein', seufzt Otto Guggenmos und schaut auf die altmodischen roten Zapfsäulen vor seinem Geburtshaus. 30 Jahre lang hatte der 74-Jährige die freie Tankstelle in Bidingen betrieben. In dieser Zeit hat sich viel verändert ­ auch die Benzinpreise: 'So wie jetzt war es noch nie, da schimpfen auch alle', erzählt er.

    An die Preise zur Anfangszeit seiner Tankstelle kann er sich nicht mehr erinnern. Aber wenn er in seinen Aufzeichnungen blättert, entdeckt er Preise von 1992: 53 Pfennige weniger hat damals das Normal-Benzin in Bidingen gekostet. Guggenmos selbst hatte schon Ende der 50er Jahre ein Auto: Ein VW-Käfer. Der brauchte knapp 7 Liter für hundert Kilometer. Tanken war finanziell 'nicht so tragisch'. Auch deshalb, weil Guggenmos nicht viel unterwegs war. 'Heute fahren die jungen Leute mit dem Auto zum Frühschoppen ­ sowas hätte es da nicht gegeben', schildert er.

    Damals seien überhaupt viele sparsame Gefährte unterwegs gewesen: 'Goggomobile und Isettas mit Zweitaktmotor', erinnert sich der Senior. Die meisten fuhren ohnehin Motorräder ­ Tanken war für deren Besitzer nicht so teuer. Heute dagegen 'ist ja ein Hunderter bald weg, wenn du zum Tanken fährst.' Weil früher nicht soviel Kraftstoff benötigt wurde, gab es auch weniger Tankstellen: Viele hatten ihre Vorräte in großen Fässern zu Hause. 1970 richtete Guggenmos dann seine Tankstelle ein. Er war nicht der einzige, in Bidingen gab es damals zwei. 'Da war es schon normal ein Auto zu haben - aber nicht drei oder vier auf jedem Hof, wie heute', sagt er.

    Kunden 'stiften gegangen'

    Viel hat Guggenmos erlebt in dieser Zeit: Da seien auch mal Kunden 'stiften gegangen' ohne zu bezahlen. Oft sei der Schaden aber nicht hoch gewesen, oder er habe 'mit rumschauen und streiten die Kerle doch noch erwischt'. Überwiegend kam Stammkundschaft ­ aber auch fremde Kunden. Viel persönlicher sei es gewesen, erinnert sich Guggenmos. Da wurde er schon mal spätabends aus dem Bett geklingelt, um noch jemand Benzin zu verkaufen. Und seine Frau habe sich immer viel mit den Kunden unterhalten.

    Harter Konkurrenzkampf

    'Bis zum Schluss waren wir eine Bedienungstankstelle', schwärmt er. Doch mit Konkurrenz hatte er zu kämpfen: 'Manchmal ist fast nichts übrig geblieben.' Das ist jetzt vorbei. Für Guggenmos senior ist es nicht der erste krasse Wandel in seinem Leben: Der 74-Jährige ist Schmiedemeister und hat Pferde und Wagenräder beschlagen, bevor er Landmaschinen reparierte und Benzin verkaufte.

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