Lindenberg | von Armin dorner: Alles außer Russisch Brot

20. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Treffpunkt - Einkaufsmarkt bietet Spezialitäten aus dem Osten an

Kalt geräucherte Makrele, gezuckerte Kondensmilch oder eingelegte Pilze stehen gewöhnlich nicht auf dem Speiseplan des Allgäuers. Trotzdem läuft der Einkaufsmarkt in so gut, dass der Inhaber, Anton Klauser, über eine Erweiterung nachdenkt.

Auf 100 Quadratmeter bietet der Tante-Emma-Laden alles, was vor allem das russische Herz begehrt. Neben Lebensmitteln auch Bücher und CD, Glückwunschkarten, Deckenlampen, Kristallgläser, Wolldecken oder Services. Spezialitäten aus Kasachstan und Usbekistan sind der Renner, weil in Lindenberg und Umgebung Hunderte von Russlanddeutschen leben, die gerne (scharfe) Lebensmittel essen und (sehr süße) Getränke trinken, die sie aus der alten Heimat kennen. Die Grundnahrungsmittel sind die gleichen, aber die Rezeptur ist ganz anders. So sind etwa Maultaschen mit landestypischem Geschmack sehr beliebt.

Neben Fisch, Wurst, Fleisch (auch an Muslime ist gedacht) und Milchprodukten gibt es allein 50 Sorten Bonbons, ein großes Tee-Sortiment, oder besonders große Tomaten und Granatäpfel zu kaufen - alles mit eigenem Geschmack.

"Man kann alles probieren"

Die Kunden kommen aus Wangen, Immenstadt und Bregenz. Es sind Russen, Polen, Rumänen, Türken, Vietnamesen und Koreaner. Deutsche "verirren" sich noch selten in das Geschäft im Osten Lindenbergs (Lauenbühlstraße/Ecke Alemannenstraße), das im Untergeschoss eines Wohnhauses leicht zu übersehen ist. Deswegen ist fürs kommende Jahr ein Tag der offenen Tür für die Einheimischen vorgesehen.

"Jeder ist willkommen, man kann alles probieren, die Angaben auf den Verpackungen sind auch in Deutsch", versucht der Inhaber der Scheu der Westallgäuer entgegenzutreten.

Für die ausgewanderten Russlanddeutschen ist es seit der Eröffnung im August 2007 der Treffpunkt, denn sie gehen ungern in Kneipen oder Wirtschaften. Auch gefeiert wird in der Regel zu Hause, erfährt man im Gespräch mit den Mitarbeitern, die alle aus dem Osten hierhergekommen sind.

Die Waren werden über den Großhandel importiert. Der Kunde kann alle Waren bestellen, die nicht vorrätig sind. Nach wenigen Tagen sind auch außergewöhnliche Dinge da. Das Einzige, was es nicht gibt, ist Russisch Brot. Das ist in Russland nicht bekannt. Aber dieses Gebäck gibt es ja bei uns um die Ecke.