Marktoberdorf/Ostallgäu: "2,4 Prozent bedeuten Voll- Beschäftigung"

9. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
boxler

Arbeitsmarkt - Jahreszeitlich bedingt steigt die Zahl der Arbeitslosen leicht an

Von der viel diskutierten Wirtschaftskrise sind momentan auf dem Arbeitsmarkt in und um Marktoberdorf noch keine Spuren zu entdecken. Dies ist jedenfalls die Erkennntnis von Heinz Hipp, Leiter der Agenturen für Arbeit in Marktoberdorf und Füssen. Zwar ist die Zahl der Arbeitslosen im Dezember 2008 um 55 Personen auf 599 gestiegen, doch sei dies jahreszeitlich bedingt. Der allgemeine konjunkturelle Rückgang habe jedenfalls bisher "konkret keine Auswirkungen" auf die hiesige Arbeitsmarktlage. Die Dezember-Arbeitslosenquote von "2,4 Prozent bedeutet Vollbeschäftigung", so der Experte. Vor einem Jahr betrug die Quote bei damals 650 Arbeitslosen noch 2,7 Prozent.

Starke Bewegungen

Dass trotz fast 600 Erwerbslosen von Vollbeschäftigung geredet werden kann, begründet Hipp unter anderem mit den "starken Bewegungen" auf dem hiesigen Arbeitsmarkt. Obwohl sich im Dezember 209 Frauen und Männer neu arbeitslos gemeldet haben, lag am Ende des Monats die Zahl derer, die Arbeitslosengeld beziehen, bei "nur" 317 Personen (November: 267). Dies zeuge von einem "schnellen "Umschlag" der Arbeitslosen. Weit weniger Fluktuation weist der Kreis der Hartz-IV-Empfänger auf, der mit 282 Arbeitslosen fast gleich groß war wie im November.

Sehr erfreulich für den Raum Marktoberdorf ist nach den Worten von Hipp nicht nur die niedrigste Arbeitslosenquote zwischen Oberstdorf und Buchloe, sondern auch der verstärkte Abbau der Arbeitslosigkeit bei älteren Menschen. Entgegen dem allgemeinen Trend habe der Kreis "55 +" von der guten Lage besonders profitiert. Konkret bedeutet dies: Vor einem Jahr waren rund 150 Frauen und Männer über 54 Jahren erwerbslos, seither sank diese Zahl um 30 Prozent auf 103. Der Arbeitsagentur-Leiter führt dies vor allem darauf zurück, dass angesichts des Fachkräftemangels viele Firmen sich der Erfahrungen älterer Kräfte besinnen. Andererseits würden auch bei schlechterer Auftragslage Fachkräfte nicht entlassen. Weniger Qualifizierte werden häufig - speziell im Metallbereich - zu Fortbildungen geschickt, hat Hipp beobachtet.

Aber auch die Arbeitsmarktlage für Jugendliche gibt Hipp zufolge Grund zu Zuversicht: Im Vergleich Dezember 08/09 sank die Zahl der Arbeitslosen bis 25 Jahren von 85 auf 62 Betroffene.

Weil die meisten Firmen heute wissen, wie wichtig für sie Fachleute sind, wird in Außenberufen im Winter das Personal nur noch selten entlassen. Das Saison-Kurzarbeitergeld (Saison-KuG) habe sich inzwischen etabliert und helfe, die Arbeitslosenquote zu senken, so der Agenturchef. Die Skepsis der Firmen gegenüber dem "Saison-KuG" habe sich gelegt, wozu auch die Infoveranstaltungen der Arbeitsagentur beigetragen hätten.

Der Bestand an freien Stellen war laut Hipp das Jahr über ziemlich konstant, sieht man von einem kurzen Anstieg im Juli ab, der aber auf Doppel-Meldungen beruht habe.

Gesunde Struktur

Weil der lokale Arbeitsmarkt eine "rundum gesunde Struktur" aufweise, ist Heinz Hipp nicht bange, was noch zu erwartende Auswirkungen der Krise auf das mittlere Ostallgäu betrifft. Hier gebe es neben einigen starken, großen Firmen viele solide Handwerksbetriebe. Solch eine Struktur sei recht krisenstabil. Seine Einschätzung der Lage: Die Auswirkungen der Krise träfen das mittlere Ostallgäu später als andere Regionen "und wir erholen uns hier früher davon."