Immenstadt: Neues Leben in altem Bahnhof

17. September 2010 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Charly Höpfl

Restaurierung - Vier Wochen vor der Fertigstellung zeigt der privatisierte Immenstädter Bahnhof schon viel von dem, was sich Unternehmer Franz-Josef Bietsch von seinem Projekt erhofft

Na ja, das kann Franz-Josef Bietsch aus Ofterschwang ruhig mal verraten. Als Kind spielte er gern mit seiner elektrischen Eisenbahn. Er besaß auch einen eigenen kleinen Bahnhof, zusammengeleimt aus Plastik-Bauteilchen. Der Chef des Bauunternehmens Bietsch & Mendler Allgäu-GmbH ist erneut Herr über einen Bahnhof, und zwar über einen mit frischen Farben und neuer Dacheindeckung versehenen Eisenbahn-Halt in Immenstadt. Auch durch neue Geschäfte will Bietsch die Tristesse des Bauwerks all die Jahre über vergessen machen.

Nach monatelanger Umbauphase ist das imposante Bauwerk in der Bahnhofstraße ab Freitag, 15. Oktober - dem Tag der Übergabefeier - als lebendiger Treffpunkt der Immenstädter auserkoren. An dem Umsteige-Bahnhof kommt man an und fährt weg. Man soll aber auch im Buchladen und am Zeitschriftenstand stöbern, sich in Café und Gaststätte niederlassen und vielleicht ein Modeschnäppchen ergattern.

1,5 Millionen Euro wird Bietsch nach eigener Aussage am Ende seines Bahnhofs-Erwerbs in das Bauwerk aus dem Jahre 1901 gesteckt haben, das ihm die Deutsche Bahn AG vor einem Dreivierteljahr verkauft hatte. Der Schienenhalt war arg heruntergekommen.

Nachdem die Gerüste nunmehr weitgehend weg sind, kann man bereits gut erkennen, dass allein schon die äußere Schale des privatisierten Bahnhofs ein freundliches Bild abgibt.

Wer sich von der Luitpoldstraße aus auf das sich 60 Meter lange Bauwerk zubewegt, wird sofort bemerken, dass sich den bisherigen zwei Giebeln überm Eingangsportal ein dritter Dachaufbau in der Mitte hinzugesellt hat. Das ist zwar nicht der wiederhergestellte Urzustand von 1901. Aber es zeigt sich damit zumindest das Erscheinungsbild des Bahnhofs bis 1939.

Der Fahrkartenschalter bleibt

Wenigstens die Substanz des Bauwerks war aus der Sicht des Bauunternehmers gut erhalten. Nur der Innenbereich musste stark verändert werden, um ihn attraktiver zu machen. 110 Quadratmeter groß ist allein der Bücherladen, ergänzt von einem Modegeschäft und einem Café mit Backwaren. Und da ist ja auch noch die bestehende Gaststätte, für die der Unternehmer ebenfalls Pläne hegt, die er aber noch nicht verraten will. Ins Obergeschoss sollen Büros einziehen. Nahe dem Haupteingang wird der Fahrkartenschalter etabliert. Die Bahn ist nur noch Mieter.

Die Dachkonstruktion wird künftig licht und hell erscheinen, durch einen neuen Anstrich. Das undichte Dach hat bei der Sanierung schon einige Mühe bereitet. Laut Bietsch mussten allein 1,5 Zentner Taubendreck entfernt werden. Geschlossen werden demnächst die düster wirkenden Außen-Toiletten.

Der Unternehmer hat noch weitere Verschönerungsideen für den Bahnhof. So denkt er an eine Fassadenmalerei um die Bahnhofsuhr herum, der er zudem goldene Zeiger verpassen will.

"An einem Bahnhof kann man nicht reich werden", weiß der Ofterschwanger Unternehmer. Der Begeisterung für seinen Erwerb tut dies aber keinen Abbruch. Bietsch: "Die Immenstädter sollen wieder gut über ihren Bahnhof sprechen."