Von unserem Redaktionsmitglied Tobias Schuhwerk, Kempten - Die Olympischen Spiele haben begonnen: 301 Wettbewerbe in 28 Sportarten stehen in Athen auf dem Programm. Gigantisch, sicher. Dennoch werden etliche Disziplinen fehlen, obwohl sie viele Anhänger haben - auch in unserer Region. Die AZ lässt ab heute Vertreter der 'Daheimgebliebenen' zu Wort kommen. Zum Auftakt geht es um das Kegeln. Wir befragten dazu den ehemaligen Zweitliga-Spieler Rudolf Werner (41), aus Kempten. Warum sollte Kegeln unbedingt olympische Disziplin werden? Werner (lacht): Weil gute Kegler fast so große Oberschenkelmuskel haben wie Jan Ullrich. Ein Präzisionstalent wie die Weltklasseschützin Sonja Pfeilschifter und einen Koordinationsvermögen wie Speerwerfer Boris Henry oder Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss. Kegeln ist für mich eine Wurfdisziplin. Sie sollte olympisch werden. Welche olympische Disziplin sollte Platz machen für Kegeln? Werner: Tontauben-Schießen. Das ist Kegeln ja zehnmal interessanter. Finde ich. Aber die Entscheidung treffen ja andere. Woran liegt es wohl, dass Kegeln bislang keinen olympischen Segen bekam? Werner: Es ist leider nur eine europäische Sportart.
Sie hat auf anderen Kontinenten keine Lobby. Und sie ist medial schwer zu vermarkten. Beispiel Kegel-Bundesliga. Da ist es Standard, dass pro Begegnung um die 250-mal 'alle neune' getroffen werden. Ottonormalverbraucher ist das zu wenig spektakulär. Wir Insider sehen das natürlich anders Was ist für Sie das Faszinierende? Werner: Diese Anspannung, die man als Kegler kennt, die einem Außenstehenden aber nicht vermittelbar ist. Kegeln wird oft unterschätzt. Zum Beispiel wissen die wenigstens, dass der Sport gefährlich sein kann. Inwiefern? Werner: Zum Beispiel, weil ein Rechtshänder im Moment der Kugelabgabe das dreifache seines Körpergewichts auf dem linken Knie abfedern muss. Man muss sehr gut trainiert sein. Außerdem muss man in der Lage sein, die große nervliche Anspannung zu meistern. Ansonsten gefährdet man sich und seine Gesundheit. Gutes Training empfehle ich deshalb auch jedem Freizeitsportler.