Der niederbayerische Kabarettist Martin Großmann lehrt in Sonthofen das Grusel Von Markus Noichl Sonthofen Die Niederungen Niederbayerns sind ja, was die Hervorbringung von Kabarettisten angeht, recht fruchtbar. Ein Newcomer aus diesem Gäu, Martin Großmann, stattete der Sonthofer Kulturwerkstatt einen Besuch ab. Ein schirmbemützter Jüngling mit Roller-blades und Basketball torkelt auf die Bühne. Bei seinen Dribblings hart an der Bühnenkante gehen die Zuschauer in volle Deckung. Der Bubi erzählt, den Basketball massierend, aus seinem Leben. In der Klasse seien sie alle Scheidungskinder. Nur zwei hätten noch Mama und Papa daheim. Die kämen jetzt auf eine neu eingerichtete Sonderschule. Er sei mit seinem Papa hier zum Urlaub auf dem Bauernhof. Und dann kommt der Papa und legt in breitestem Gelsenkirchner Slang los. Und der Zeitungsschreiber, der nur den Auftrag Kabarett hatte und sonst keine Vorinformationen, denkt, der kommt tatsächlich aus dem Pott.
Workstation Hennenstall Die Szenerie ist jene, die wahrscheinlich jeder schon mal zum Witz ausgemalt hat: Urlauber erledigen die Stallarbeit, melken, misten und schuften. Das Ganze wird ihnen mit vielen englischen Wörtern und Sprachblasen angedreht (Workstation Hennenstall). Dann taucht Franz, der clevere Eigentümer auf. Und der Zeitungsschreiber wundert sich, dass der Kabarettist so gut bayerisch kann. Als dann auch noch der depperte Nachbar daherkommt, ein Kleinbauer und Alkoholiker, und mit zitterndem Kinn aus seinem verkorksten Leben stammelt, wird der Schreiberling doch misstrauisch und schaut im Programm nach. Was ist jetzt angelernt, das bayerische oder das watsollischihnensaien?Man erlebt, wie der geldgeile Erfolgsbauer Franz den großen Anlauf nimmt und am Ende doch von einem noch gerisseneren aufs Kreuz gelegt wird. Man nimmt in diesem Kabinett von Widerlingen Zuflucht beim depperten Kleinbauern, der um seine Heimat flennt, die demnächst versteigert werden soll. Bis ihm dann mal rausrutscht, wie er mit seiner Frau umgeht. Dümmlicher Handy-Bauer Mit vier Figuren, dem jovialen Ruhrpott-Kumpel, dem dümmlich-dynamischen Handy-Bauern Franz, seinem weinerlichen Nachbarn und dem Basketball-Boy zum Auf- und Abtritt, strickt Großmann eine gruselige Szenerie aus einem Dorf, das bei ihm Hengaschbeag heißt und irgendwo zwischen Deggendorf und Passau liegt. Das man aber auch woanders nicht lang suchen muss. Am Schluss hat der Möchtegern-Macher Franz abgewirtschaftet. Der Nachbar wird auf seinem eigenen, zwangsversteigerten Hof, den jetzt eine Tourismus-Holding übernimmt, Kursleiter an der Workstation Hennenstall. Und wir haben uns einen Abend lang vorzüglich amüsiert in Gesellschaft veritabler Drecksäue, mit denen man im richtigen Leben nichts zu tun haben möchte, die man aber, sozusagen durch die kabarettistische Glasscheibe, vorgeführt von ein