In der Kritik stand Papst Benedikt XVI. mit seiner Entscheidung, vier erzkonservative Bischöfe der Pius-Bruderschaft wieder in die Kirche aufzunehmen. Darunter auch der britische Bischof Richard Williamson, der den Holocaust leugnet und behauptet, es habe keine Gaskammern gegeben. Zwar hat der Vatikan gestern den Briten zum Widerruf seiner Äußerung aufgefordert, dennoch gibt es Kritik am Verhalten des Vatikan. Auch Bundeskanzlerin Merkel hatte eine Klarstellung vom Papst gefordert, dessen Verhalten unter anderem vom Bund der Katholischen Jugend (BDKJ) kritisiert wurde. Die AZ wollte deshalb gerade von kirchlich engagierten Jugendlichen wissen, wie sie die Kritik an Papst Benedikt XVI. sehen:
"Eben weil der Papst ein Deutscher ist, finden es viele Menschen sicher richtig und wichtig, dass die Bundeskanzlerin sich in die Debatte eingemischt hat", meint Catharina Stich. Die 23-Jährige engagiert sich seit vielen Jahren in der Pfarrgemeinde Reicholzried und sitzt dort im Pfarrgemeinderat. Immerhin gehe es um das düsterste Kapitel in der deutschen Geschichte. Zur Entscheidung des Papstes, die vier Bischöfe wieder in die Katholische Kirche aufzunehmen, sagt sie: Es sei schwierig als Laie über die genauen Beweggründe des Papstes zu urteilen, die vier Bischöfe wieder in die katholische Kirche aufzunehmen. Dass der Papst durch die anhaltende Debatte ein bleibendes schlechtes "Image" davontrage, glaubt die 23-Jährige allerdings nicht.
Benedikt nach wie vor "cool"
Weiterhin Vertrauen in den Papst hat auch Manuela Kiechle. Die 20-jährige Wildpoldsriederin, die acht Jahre lang Ministrantin in ihrer Gemeinde war und sich in der kirchlichen Jugendbewegung Jugend 2000 engagiert, findet BenediktXVI. nach wie vor "cool" und zeigt sich enttäuscht über die Debatte: "Es nervt mich wahnsinnig, dass viele nur darauf warten, dem Papst irgendetwas anzuhängen." Kiechle vermisst unter den vielen kritischen Stimmen die, die sich wirklich intensiv mit dem Thema befassen und inhaltlich fundiert argumentieren. In einigen Medien, so die 20-Jährige, würden solche Auseinandersetzungen oft sehr oberflächlich abgehandelt. "Das ist der Grund dafür, dass ich mich diesmal nicht sehr intensiv mit dem Streit beschäftigt habe."
Ihr Bruder dagegen, Roland Kiechle, verfolgt die Debatte nach eigenen Angaben "ganz genau". Der 23-jährige Mathematikstudent ärgert sich darüber, dass sogar die Bundeskanzlerin dem Papst in den Rücken gefallen sei: "Ich habe die Stellungnahme Benedikts XVI. zu den Äußerungen des Bischof Williamson in seiner öffentlichen Audienz im Internet nachgelesen." Dort habe der Papst sich ganz eindeutig gegen die Holocaustleugnung gestellt und damit klar Position bezogen. Kiechle befürchtet, dass die Gegner Benedikts XVI. Erfolg haben werden und das Ansehen des deutschen Papstes durch das Hin und Her beschädigt worden ist.