Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Individualität und Massenwahn

Allgäu

Individualität und Massenwahn

    • |
    • |

    Marktoberdorf (sg). - Die 'Komödie der Eitelkeiten' ist eines von drei Schauspielen, der der 1981 mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnete Elias Canetti schrieb. Auf der Bühne ist dieses Stück um Freiheit, Individuum und Massenwahn nur äußerst selten zu sehen. In Marktoberdorf wird es ab 25. November aufgeführt: Regie führt Klaus Philipp. Auf der Bühne der Filmburg agieren mehr als 30 Laienschauspieler der Theaterschule mobile. Ein schwer zu durchdringendes Stück, wie Klaus Philipp selbst sagt. Aber je länger er sich für seine Regiearbeit damit befasste, um so spannender wurde die Aufgabe, die Monika Schubert als Inhaberin der Theaterschule ihrem ehemaligen Eleven mit der Regiearbeit stellte. Sie habe das Stück ausgewählt, weil sie das Thema Menschen, Masse und Macht faszinierte, das an Aktualität nichts verloren habe. Dass sich Canettis Geburtstag heuer zum 100. Mal jährt, habe sie erst dann entdeckt. Durch Gesetz, so die Handlung, sind alle Requisiten der Eitelkeit, alle Spiegel und Fotos, Bilder und Gläser verboten und zerstört. Die Menschen haben ihr Konterfei verloren, haben keine Möglichkeit mehr, sich selbst in ihrem Aussehen zu erfahren. Damit sind die Menschen nicht nur sich selbst, sondern auch der Mitwelt unzugänglich. Jegliche Selbstbestätigung ist verpönt. Die Gesellschaft sucht jedoch nach Ersatzlösungen. Und bald schon schlägt die Ideologie um in die extrem andere Richtung, das Dogma der Selbstbespiegelung. Und wieder folgt die Masse.35 Schauspieler nimmt Philipp in vielen Einzel- oder Gruppenproben unter seine Fittiche. Regiearbeit habe für ihn einen großen Reiz, sagt der Schauspieler, der seit einigen Jahren in Berlin lebt. Seine Wurzeln hat er in Marktoberdorf, machte nach seiner Zeit als Schüler der Theaterschule mobile eine Ausbildung am Mozarteum in Salzburg und ist seitdem als freiberuflicher Schauspieler tätig: Er spielte bei verschiedenen Festspielen von Salzburg (Woyzeck, Black Rider, Jedermann), wirkte mit beim deutschen Kindertheater 'Pfütze' in Nürnberg, beim Pfalztheater in Kaiserslautern und seit Jahren spielt er regelmäßig mit bei den Festspielen Edesheim, bei denen oft Moliere, aber auch Shakespeare gepflegt wird. Im Fernsehen war er in verschiedenen Rollen ebenfalls bereits zu sehen, als Anwalt in 'Hinter Gittern', RTL, oder als Taxifahrer im 'Tatort'. In Marktoberdorf kennt man Klaus Philipp ebenfalls aus verscheidenen Produktionen: Mit Reinhold Massag spielte er beim ersten Schlossfesttheater ('Der Teufelspakt von Thalhofen'). Er wirkte mit bei 'Fräulein Julie' im mobile oder führte hier auch schon einmal Regie bei 'Was Ihr wollt' (1997). Sein Traum, so Klaus Philipp, wäre eine eigene Theatertruppe im traditionellen Sinne.

    Zum Endspurt angesetzt Momentan aber arbeitet er intensiv mit den mobile-Schauspielern. Eine Truppe, die er teils noch von früher kennt, die er sich im Laufe der Wochen aber auch erst vertraut machen musste. Das Canetti-Stück fordert von ihm und von seinen Akteuren, die zwischen zehn und 62 Jahren alt sind, viel. Hinzu kommt die Schwierigkeit des Schauspiels, das 1932 entstand. Canetti hat die 'Komödie der Eitelkeiten darüber hinaus auch noch für Drehbühne konzipiert, die in der Filmburg nicht vorhanden ist. Aber auch dieses Problem wird er sicher zu lösen wissen. Viele einzelne Proben mit Gruppen von zwei bis fünf Personen fanden bereits statt. Jetzt wird im Ensemble zum Endspurt angesetzt, das Ganze Puzzleartig zusammengesetzt. 'Es läuft gut', sagt Klaus Philipp. Man darf gespannt sein . . . i Premiere ist am Freitag, 25. November, 20 Uhr in der Filmburg. Weitere Aufführungstermine am 27. (16 Uhr), 28., 29. und 30. November jeweils um 19.30 Uhr sowie am 27., 28. und 29. Dezember ebenfalls jeweils um 19.30 Uhr. Kartenreservierung im Kulturbüro mobile, Telefon 08342/40185.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden