Es ist Ende August, draußen misst das Thermometer 28 Grad. Drinnen in den Geschäften gibt es Luftmatratzen und Campingausrüstung im Sonderangebot. Ein Regal weiter hinten: Lebkuchen. 'Das ist so üblich', meint V-Markt-Filialleiter Dieter Kustermann. Was aus kaufmännischer Sicht normal ist, finden die Kunden oft übertrieben oder gar störend.
Tatsächlich ist am Montag die erste Ware in Buchloe angekommen. 'Wir fangen mit Lebkuchen an', erklärt Kustermann. 'Das ist am besten zum saisonalen Übergang.' Er höre oft einige Kunden, die es nicht verstehen können, dass es schon Weihnachtslebkuchen gibt, 'doch trotzdem leeren sich die Paletten. Viele finden es zwar komisch, kaufen aber welche'. Der Filialleiter erklärt sich das so: 'Einige Kunden wollen Abwechslung zu den Sommersüßigkeiten. Und da kommt so ein Plätzchen oder Keks gerade recht.' Er selbst hat auch vor einigen Tagen Lebkuchen gekauft, zur Abwechslung, wie er sagt.
'Es passt irgendwie nicht'
Für viel zu früh halten es einige Kunden. Edeltraud Paule aus Ummenhofen geht sogar noch einen Schritt weiter: 'Das ist eine Katastrophe.' Es reiche, wenn man Lebkuchen um den 6. Dezember herum kaufen kann. Sie selbst fange auch erst im November an zu backen. 'Es passt irgendwie nicht', meint die 59-Jährige. 'Draußen ist es so warm und drinnen stehen Lebkuchen.' Das findet auch Jutta Floßmann aus Buchloe, die mit ihrer Tochter Julia beim Einkaufen ist. 'Da macht man den Kunden die Vorfreude auf Weihnachten kaputt', sagt die 35-Jährige. 'Mir kommt es vor, als stünden die Lebkuchen immer noch früher im Regal. Mitte Oktober wäre es okay.' Wenn es nach dem 20-jährigen Frank Heinemann geht, könnten Lebkuchen erst eine Woche vor Weihnachten im Regal stehen: 'Das reicht doch.'
Kerzen und Karten im Oktober
Das sieht Dieter Kustermann anders. Anfang Oktober komme das nächste Wintersortiment. 'Dann geht es weiter mit den Kerzen und Karten.' Dass alles noch früher in den Regalen steht wie beispielsweise im Jahr zuvor, dementiert der Filialleiter. 'Das war die Jahre zuvor auch schon so.' Nur im Rückblick auf die vergangenen zehn bis 20 Jahre habe sich der Erstverkauf von Lebkuchen um zwei oder drei Wochen nach vorn verschoben. Gerade beim Übergang zur Winterware sei auffällig, dass Kunden eher erstaunt sind, als vom Winter- zum Sommersortiment.
'Wer im März schon Campingartikel sieht, beschwert sich nicht, da man diese gleich für den Sommer kauft. Lebkuchen verzehrt man ja gleich.'
Immerhin bleibt es den Kunden überlassen, ob sie noch erfrischendes Eis schlecken oder doch lieber bereits Lebkuchen essen. Der vierjährigen Julia Floßmann ist das jedenfalls egal. Auf die Frage, ob sie denn Lebkuchen essen würde, nickt Julia nur und blickt auf die Packung mit dem leckeren Weihnachtsgebäck.