Von Sabrina Müller |Westallgäu/LindauFeuerbrand ist derzeit eine der gefährlichsten Pflanzenkrankheiten für Obstbäume und andere Gehölze. Wenn ncihts getan wird, kommt es über kurz oder lang meist zum Absterben der Pflanze. Karin Wudler ist Obstbaufachberaterin beim Amt für Landwirtschaft und Forsten Kempten mit Sitz in Lindau. Im Interview spricht die 46-Jährige über die Ausbreitung im Landkreis, Erkennungsmerkmale und Vorbeugung.
Ist Feuerbrand in diesem Jahr Thema im Landkreis Lindau?
Karin Wudler: Ja. Wir haben im gesamten Landkreis einen heftigen Befall. Das geht von Nonnenhorn rauf bis nach Maierhöfen und Oberreute. Bisher ist das Bakterium noch nie so großflächig aufgetreten.
Gibt es eine Erklärung dafür?
Wudler: Während der Blüte Anfang Mai war es sehr warm. Das waren die idealen Witterungsbedingungen für Blüteninfektionen. Außerdem haben viele Feuerbrand-Bakterien in befallenen Gehölzen in sogenannten Cankern überwintert. Das sind die Überwinterungszonen des Feuerbrands im Holz.
Wenn Sie die momentane Lage mit den vergangenen Jahren vergleichen
Wudler: stelle ich fest, dass es schlimmer ist, als etwa 2007. Vor allem Birnen-Hochstämme waren im vergangen Jahr nicht so dramatisch betroffen - obwohl die Situation auch da schon schlimm war.
Welche Baumarten sind den besonders von der Krankheit betroffen?
Karin Wudler: Ende Mai haben wir den Befall bei spät blühenden Apfelsorten wie z.B. "Brettacher" festgestellt. Ab Juni mussten wir dann auch bei den Birnen einen starken Befall feststellen. Neben Kernobst wie Apfel, Birne und Quitte sind auch Ziergehölze wie Weißdorn, Rotdorn und Feuerdorn, Mehl- und Vogelbeere oder die großblättrige Zwergmispel befallen.
Was bleibt verschont?
Wudler: Nicht befallen werden Steinobstarten wie Kirsche oder Zwetschge.
Woran ist der Feuerbrand zu erkennen?
Wudler: Bei Apfelbäumen macht sich der Feuerbrand vor allem durch braun verfärbte Blütenbüschel bemerkbar. Manchmal sind auch die umliegenden Rosettenblätter betroffen und verfärbt. Sie sehen vertrocknet aus. Bei der Birne sieht es tatsächlich so aus, als wären die schwarzen Blüten und Blätter vom Feuer versengt. Nach den Blüteninfektionen können auch sekundäre Triebinfektionen auftreten.
Was ist zu tun, wenn der Baum erst einmal krank ist?
Wudler: Bei Apfelbäumen ist der Triebbefall großzügig bis ins gesunde Pflanzengewebe auszuschneiden. Befallene Blüten trocknen meistein.. Auch bei Birnen versuchen Besitzer oft, den Triebbefall auszuschneiden. Hier hilft aber meist nur roden, weil sich die Bakterien im Birnenbaum sehr viel schneller ausbreiten. Der Rückschnitt sollte möglichst vor Ort verbrannt werden.
Aber wenn es keine Möglichkeit zum Verbrennen gibt
Wudler: kann man sich an seine Gemeinde wenden. Viele bieten einen Platz an, den jeder benutzen darf. Rückschnitt aus dem Garten kann in einem verschlossenen Sack in den normalen Hausmüll gegeben werden - keinesfalls auf den Kompost oder in die Biotonne.
Gibt es eine gesetzliche Meldepflicht bei Feuerbrand?
Wudler: Generell gibt es die. Aber wirklich relevant ist sie nur dort, wo bisher kaum Fälle vorgekommen sind. Wir nehmen alle Meldungen entgegen und machen in den einzelnen Gemeinden auch immer wieder Beratung. Wer sich unsicher ist, ob ein Befall vorliegt, sollte sich auf jeden Fall bei uns melden. Dann gibt es eine fachkundige Beratung.
Kann man dem Feuerbrand vorbeugen?
Wudler: Das ist ein leidiges Thema. Landwirte sollten beim Anpflanzen darauf achten, eine robuste Art zu wählen, also keine Mostbirnen wie z.B. "Baldschmiedler" oder " Oberösterreicher". Es gibt da durchaus eine Auswahl. Außerdem sollte man vorsichtig sein beim Schnitt gesunder Bäume und sie nicht zu wildem Wachstum aktivieren.
Starke Rückschnitte führen zu vielen Neutrieben, die wiederum eine breite Angriffsfläche für eine Infektion bieten. Ein wirksames Spritzmittel für den Streuobstbau und den Hausgarten gibt es bisher nicht.
Auskünfte zum Thema Feuerbrand gibt es bei Karin-Margarete Wudler vom Amt für Landwirtschaft und Forsten unter Telefon (08382) 931431.
Informationen im Internet unter:
www.feuerbrand,de