Kempten (li) - Seit gestern läuft er: Der neue Brunnen vor dem Kornhaus. Ein Ereignis, das mit Spannung erwartet wurde. Denn der neue Brunnen spaltet die Kemptener derzeit in zwei Lager: Die einen loben die architektonische Idee des Wasservorhangs. Die anderen halten die Stahl-Wasser-Konstruktion für überdimensioniert, verspotten den Brunnen als 'Dusche' oder 'Teppichstange'. Einer, der sich rundum zufrieden mit dem Brunnen zeigt, ist Albert Cinelli. Der Künstler hat den Brunnen entworfen: 'Das ist eine akustische Begrenzung des Platzes. Vor dem Kornhaus spürt man nun Geborgenheit eines Raumes und hört Wasser statt Autolärm.' Der Schweizer sieht seinen Brunnen als Verbeugung vor Fürstabt Rupert von Bodman, der einst mit dem Schlangenbach Wasser in die Stiftsstadt gebracht habe. Der senkrechter Wasservorhang bilde darüber hinaus einen Gegenpol zur waagrechten Wasserrinne vor der Residenz. Ganz fertig jedoch ist das Werk immer noch nicht. Der Durchgang durch den Brunnen fehlt und ein Abschlussstein am Wasserbecken muss noch tiefer gelegt werden. 'Aber schon jetzt kann man die Transparenz erkennen, die später den Blick vom Café zur Basilika gewährleistet', so Cinelli.
Architektonisch gute Idee Eine architektonisch gute Idee, meint Klaus Häfele bei der Betrachtung des Brunnens, doch passe er nicht zu dem herrlichen Kornhaus. Der Kemptener freut sich aber, dass die Plätze offen gestaltet werden und die Stiftsstadt saniert wird. Kein gutes Haar am neuen Kornhausbrunnen lässt Wolfgang Agert. In seinen Augen gehöre der moderne Wasservorhang nicht zum historischen Kornhaus. Er sieht in dem neuen Brunnen eine Unfallgefahr: 'Im Winter sammelt sich in der Wasserrinne Schnee, dieser schmilzt, gefriert und bildet somit eine Rutschfalle für Fußgänger.' 'Viehtränke, Stiftsstadt-Dusche, Auto-Waschanlage', so lauteten die Kommentare von Passanten gestern. Solchen Spott kann Horst Ilgner nicht verstehen: 'Mir gefällt das Wasserspiel. Wenn die Sonne hineinstrahlt, gibt das sicher einen schönen Effekt'. Er hofft, dass der Kornhausbrunnen nicht so häufig still steht, wie der Brunnen vor der Residenz. 'Dieser Vorhang ist einmal eine ganz neue Idee', findet das Ehepaar Kovarik aus Blaichach. Der Brunnen passe gut zu Kirche und Kornhaus und lockere den Platz auf: 'Das Wasser gibt jetzt schon Sauerstoff und bringt im Sommer sicher Kühle auf den Platz.'