Von Brigitte Horn Bolsterlang-Sonderdorf - Wenn sich fünfzehn fröhliche Frauen im kleinen Sonderdorf mit Nähmaschinen, Scheren, Stoffballen und allerlei geheimnisvollen Utensilien lange Abende in einem Hobbykeller 'verschanzen', dann ist der Bolsterlanger Fasnachtsumzug ('klein aber beachtlich!') nicht mehr weit. Denn da mischt die patente 'Wibr'-Gruppe als Fußvolk mit - ein ums andre mal einheitlich in aufwändigen, phantasievollen Kostümen. Längst sind die Frauen aber auch über die närrische Zeit hinaus zu einer eingeschworenen Gemeinschaft geworden, die’s 'immer sehr lustig hat' und zusammen schon viele schöne Stunden erlebte. Sie sind zwischen 42 und 55, Hausfrauen, Bäuerinnen, Vermieterinnen oder Verkäuferinnen. Und sie erinnern sich noch gut daran, dass bereits in ihrer Kinderzeit jene Bolsterlanger Familien, die in keinem Verein organisiert waren, eigene Fasnachtsgruppen auf die Beine stellten. Die Idee wiederum, sich zu einem Team zusammenzutun, das mit den gleichen Masken auftritt, war vor vielen Jahren sektlaunig beim 'Wibrkränzle' geboren und dann mit großem Elan umgesetzt worden. So bereicherten die 15 Frauen - früher oft gemeinsam mit ihren bis zu 20 (inzwischen längst großen) Kindern - den im Wechsel mit Obermaiselstein alle zwei Jahre stattfindenden Bolsterlanger Dorfumzug schon als bayerische Clowns und Paradiesvögel, als Indianer, Mohren, Hexen und venezianische Schönheiten.
Jeder wird einbezogen Erst nach Dreikönig setzen sich die durch drei 'Asylantinnen' aus Bolsterlang und Dietrichs verstärkten Sonderdorferinnen zusammen und beschließen ihr neues Fasnachts-Motto. Dann wird der passende Schnitt rausgesucht und ein 50-Meter-Ballen Stoff bestellt. In vier oder fünf 'Nachtschichten' werden nun die Kostüme gefertigt, und zwar samt und sonders in Gemeinschaftsarbeit: Wer nicht so fit beim Zuschneiden oder an der Nähmaschine ist, zieht eben Gummis ein oder klebt Dekoratives an, während sich die besonders kreativen Damen um den attraktiven Kopfschmuck kümmern. Und das, da sind sich alle einig, ist 'das Schöne dran - jeder wird einbezogen'. Dass die lustige Damen-Riege als Fasnachtsbutzen weitgehend unter sich bleibt, hat einen einfachen Grund: Die Männer in dem 148-Seelen-Dorf sind nahezu alle aktive Vereinsmitglieder und deshalb zum Faschingsumzug dort engagiert. Einzig Richard Haberstock verteidigt - natürlich gleich kostümiert wie die Frauen - schon seit Jahren unermüdlich die Männerbastion in der Gruppe. Manchmal bekommt der 48-jährige Postbeamte zwar Herren- Unterstützung, meist aber ist 'unser Richi' eindeutiger Hahn im Korb. Keine Frage ist für die ganze Clique - 'a verruckter Hüüfe, aber schee' - dass die Vorbereitungen 'oft grad so luschtig' sind wie der Umzug selbst. So lassen die Sonderdorferinnen auch ihren letzten Näh- und Bastelabend mit einem gemütlichen Pizzaessen ausklingen, bei dem dann noch die Details für den großen Auftritt besprochen werden.
Stammtisch und Grill-Ausflug Und weil sich alle so prima verstehen und diese Treffen 'ganz unkompliziert' sind, genießen die Fünfzehn ihre nette Gemeinschaft auch übers Jahr - und haben jede Menge Spaß dabei. So treffen sie sich alle paar Wochen zum Stammtisch, gehen 'geschlossen' und im gleichen Häs zum traditionellen 'Wibrkränzle' und wandern im Sommer zur Grillpartie ins Bolgental, wo eine 'Kollegin' Hirtin auf der Alpe Zunkleite ist. Darüber hinaus besucht die Gruppe jedes Jahr einen Christkindelmarkt, wobei auch das 'spontan und flexibel' angepackt wird: das Vorweihnachts-Ziel wird erst bei einem gemeinsamen Frühstück ausgeheckt und dann auch gleich angesteuert (übrigens ohne 'Richi', der erst abends in Aktion tritt, um die Damen vom Zug abzuholen). Sehr verschwiegen können die Sonderdorfer Fasnachterinnen allerdings auch sein: Das Gruppen-Motto 2006 wird keinesfalls verraten. Nur so viel: 'Es wird was Extras'. i Der Bolsterlanger Faschingsumzug, bei dem das Kostüm-Geheimnis der Sonderdorfer 'Wibr' gelüftet wird, findet am Sonntag, 26. Februar, um 13.29 Uhr statt, und zwar mit geändertem Verlauf: Die Wagen und Gruppen - fast alles Eigengewächse aus dem Dorf - stellen sich diesmal in Sonderdorf-Mitte auf und ziehen dann zum Hauptort. Die offizielle Einladung lautet: 'Kummet all uff Bolsterlang, süffet viel und bliebet lang!'