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Endlich wieder ein normales Leben

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Endlich wieder ein normales Leben

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    Kaufbeuren(az). - 2003 ist das 'EU-Jahr der Menschen mit Behinderung'. In Teil zwei unserer Serie in Zusammenarbeit mit der Offenen Behindertenarbeit und dem Behindertenbeirat der Stadt beschreibt Fritz Keiditsch, wie ein Nierenpatient vor und nach der Transplantation lebt. Keiditsch ist bei der Lebenshilfe Kaufbeuren/Ostallägu zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Anfangs war es 'ein eigenartiges Gefühl', mit einer fremden Niere zu leben. Heute, zwölf Jahre nach der Transplantation, ist es für Herbert K. (Name geändert), als 'wäre sie meine eigene'. Das Leben verläuft für ihn dank der Spenderniere wieder in normalen Bahnen. 'Jetzt kann ich wieder mehr planen, auch mal Urlaub machen oder einfach ein paar Tage wegfahren', erzählt er. Das war schon einmal ganz anders. Was mit starken Kopfschmerzen und ungewöhnlich hohem Blutdruck begann, entpuppte sich schon bald als eine Nierenerkrankung, die sein Leben für einige Jahre völlig umkrempeln sollte. 'Niereninsuffizienz' lautete die niederschmetternde Diagnose. Eine verschleppte Blasenerkrankung könnte der Grund dafür gewesen sein, dass seine Nieren ihre lebensnotwendige Funktion nicht mehr erfüllten. Das Blut wird bei einem solchen endgültigen Nierenversagen nicht mehr von Salzen, Giftstoffen und Stoffwechselschlacken gereinigt. Diese können deswegen auch nicht mehr aus dem Körper ausgeschieden werden. In Deutschland sind rund 55000 Menschen von dieser Krankheit betroffen. Zitat Wenn du viele Dinge nicht mehr so machen kannst wie bisher, wenn die Gedanken nur noch um dieses Organ kreisen, das auf einmal nicht mehr funktioniert, wirft dich das ganz schön aus der Bahn.} Herbert K., der seit zwölf Jahren mit einer Spenderniere lebt Im Fall von Herbert K. erledigte ein Gerät, die so genannte künstliche Niere, diese überlebenswichtige Tätigkeit. Hierbei wird das Blut aus dem Körper in die Dialysemaschine geleitet. Dort gereinigt, fließt es wieder zurück. Dieser Vorgang muss regelmäßig erfolgen. 'Angefangen hat es bei mir mit drei Stunden und dauerte dann häufig fünf bis sechs Stunden, und das dreimal in der Woche'. Auch wenn die Dialysetermine günstig für den Patienten gelegt werden, ist an ein Arbeiten, wie bisher gewohnt, nicht zu denken. 'Ich war danach oft fix und fertig', erzählt Herbert K., dem anzumerken ist, wie froh er über seine heutige Situation ist. Dialysepatienten sind in der Regel 100 Prozent schwerbehindert. In beruflicher wie privater Hinsicht kommen eine Menge Probleme auf sie zu. Der Alltag wird ganz bestimmt von der Erkrankung. Unweigerlich ist auch die Familie mit der Situation belastet. Die Betroffenen müssen ihr Leben völlig neu gestalten und organisieren. Die drei Jahre, in denen der Alltag von Herbert K. ganz auf ein Leben und Überleben mit der Dialyse ausgerichtet war, gehören zum Glück schon lange der Vergangenheit an. Glück war es auch, dass nach relativ kurzer Zeit eine passende Spenderniere gefunden worden war. Viele seiner Leidensgenossen müssen länger darauf warten.

    Wenn endlich der Anruf kommt Als der Anruf kam, dass eine passende Spenderniere vorhanden sei, schoss der Puls in die Höhe. Noch einmal, hoffentlich, die letzte Dialyse, Untersuchungen, und dann zur Operation nach München. 'Das ging alles so schnell, ich hatte gar keine Zeit, lange darüber nachzudenken'. Die Transplantation im Klinikum Großhadern verlief ohne Komplikationen. Völlig vergessen kann Herbert K. aber seine Krankheit Jahre danach immer noch nicht. Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen durch den Hausarzt und im Klinikum, anfangs wöchentlich, dann monatlich und jetzt in etwas größeren Abständen, und die immer noch notwendigen Medikamente erinnern heute noch an die schlimme Zeit. Neben der körperlichen Erschöpfung, die die Dialyse hervorruft, war auch die psychische erst einmal zu verarbeiten. Umso größer die Freude, als der Erfolg der Transplantation feststand. 'Das war ein wunderbares Gefühl'. i Ein Ansprechpartner für Nierenerkrankte ist der Verein der Freunde und Förderer von Dialysepatienten und Nierentransplantierten der Selbsthilfegruppe Allgäu e. V, Karl Küster, Am Kreuzberg 34, in 87647 Kraftisried, Telefon (08377) 600.

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