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Einen Platz in der Berliner Hip-Hop-Szene erkämpft

Kempten / Berlin

Einen Platz in der Berliner Hip-Hop-Szene erkämpft

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    Einen Platz in der Berliner Hip-Hop-Szene erkämpft
    Einen Platz in der Berliner Hip-Hop-Szene erkämpft Foto: martina diemand

    Es hat nicht lange gedauert nach der Abitursprüfung, da hat Tobias Hünig aus Kempten seine T-Shirts gefaltet, die Hosen zusammengelegt, Socken und Unterwäsche und was man sonst noch alles so braucht fürs tägliche Leben aus dem Schrank gekramt und in Koffer und Taschen verstaut. Aufbruchstimmung. Nicht dass er sich in der Heimat nicht mehr wohl gefühlt hätte. Aber das, wofür sein Herz schlug, musste man im Allgäu mit der Lupe suchen: eine Hip-Hop-Kultur.

    Tobias Hünig machte sich vor sechs Jahren auf den Weg nach Berlin.

    Dort, erzählt Hünig, brummte schon damals in dieser Hinsicht der Bär. Der Kemptener tauchte ein in die Szene. In eine Kultur, wie er meint, "die einen großen Hintergrund und tiefen Sinn hat. Die einst in der Bronx von New York entstanden ist und sich dann in weite Teile dieser Welt ausgebreitet hat." Und die mehr ist als nur eine Modeerscheinung.

    In dieser Szene heißt Tobias Hünig nun Honneck, sein früherer Spitzname. Er ist beim angesehenen Musikverlag "No Peanuts Publishing" unter Vertrag und produzierte zuletzt Songs für den deutschlandweit bekannten Rapper Prinz Pi. Hünig scheint angekommen zu sein in der Bundeshauptstadt.

    Ein Erfolg, der seiner Meinung nach nicht selbstverständlich ist. Denn er ist Bayer, und über die rümpfe man in der Berliner Untergrund-Szene der Rapper erstmal kräftig die Nase, wenn sie dort auftauchen. Nach dem Motto: Alle Bayern haben früher den Stoiber gewählt und tragen noch immer Sepplhut und Lederhosen.

    Durch ständiges Üben hat Hünig Sicherheit bekommen

    Der Allgäuer hat sich seinen Platz in der Szene mit zahlreichen Auftritten, sogenannten "Open Mic", erkämpfen müssen - ohne Hut und Lederhose, versteht sich. Aber mit einer Menge an Selbstvertrauen im Gepäck. Denn dass er ganz gut freestylen konnte, wusste er schon, bevor er sich auf den Weg machte nach Berlin.

    So nennen Leute wie Honneck jene Art zu rappen, wenn kein Text vorgegeben ist, sondern der Musiker vorne auf der Bühne jene Worte, die sich reimen sollen, quasi aus dem Ärmel schütteln muss. Von einer Sekunde auf die andere.

    Ob man so etwas trainieren kann? "Nicht wirklich", sagt Honneck. "Aber man kann durch ständiges Üben Sicherheit bekommen." Er hat viel geübt. So viel, dass er bald keine Zeit (und Lust) mehr zum Humangeographie-Studium hatte, das er nach dem Abitur in Kempten zunächst in Potsdam begonnen hatte. Er brach ab und sattelte um.

    An einer Privatschule ließ er sich zum Tontechniker (Bachelor of Recording Arts) ausbilden. Aber auch während dieses Studiums schrieb er nebenher fleißig Texte und produzierte Beats. Beim Verlag "No Peanuts" kann er nun beides miteinander verbinden, ohne freilich finanziell davon leben zu können - Aufnahmen produzieren und als Rapper agieren. Und die Nase rümpft schon lange keiner mehr in Berlin, wenn der Kemptener auf der Bühne steht und zum Mikrofon greift.

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