Kempten (be). - 'Und, gefällt er Ihnen?' Das war die häufigste Frage am Samstagvormittag vor dem Kornhaus. Zahlreich kamen die Besucher, um die Einweihung des neuen Kornhausplatzes mitzuerleben. Hauptsächlich diskutiert wurde über den neuen Brunnen. Er stand im Mittelpunkt, wurde von allen Seiten begutachtet. Und als der Brunnen-Künstler, Albert Cinelli, höchstpersönlich sein Werk erklärte, hörte man aufmerksam zu - und nicht wenige nickten wohlwollend zu seinen Ausführungen. Dabei begann der Tag der Kornhausplatz-Einweihung keineswegs harmonisch. Unbekannte hatten in der Nacht den Brunnen mit Spülmittel beträufelt. Das Ergebnis: Weißer Schaum im Wasser, wie das Kemptener Stadtoberhaupt am frühen Morgen bei seinem Gang zum Wochenmarkt bemerkte - und was OB Dr. Ulrich Netzer gar nicht lustig fand ('Das ist Sachbeschädigung'). Wenige Stunden später freilich, als die Stadtkapelle die Einweihung einläutete, präsentierte sich der Kornhaus-Brunnen glänzend sauber. Eine 'tolle Bereicherung' ist für Netzer das Prachtstück. Auch wenn der Brunnen in Kempten kontrovers diskutiert wurde - der Rathauschef ist von der Umsetzung angetan. Natürlich sei dieser Brunnen ungewöhnlich fürs Auge, 'doch das schadet nicht', so Netzer. Und überhaupt: Wer den Kornhausplatz vor drei Jahren in Erinnerung habe - der müsse zugeben: Der Platz sei zu einem besonderen Schmuckstück für die Stadt geworden. Denn entstanden sei eine großzügige Eingangssituation fürs Kornhaus, der Platz selbst lade zum Verweilen ein, biete ein anspruchsvolles Ambiente und gleichzeitig einige Parkplätze. Der neue Kornhausplatz, so der OB, sei ein wichtiger Baustein im 'ehrgeizigen Entwicklungskonzept der Innenstadt' mit dem Ziel, diese durch Kunst, Kultur, Gastronomie und Aktionen der verschiedensten Art attraktiver zu machen.
Wichtige Gestaltungs-Kriterien Wie wichtig die Gestaltung von Plätzen bei der städtebaulichen Entwicklung sei, machte Professor Werner Giersberger vom Architektenteam Zwerch/Giersberger klar. Der Aufenthaltsraum, die architektonischen Aspekte, die umliegenden Bauen und die Geschichte mit Residenz, Basilika, Kornhaus seien wichtige Kriterien bei der Gestaltung gewesen. Das Kornhaus als ein Forum für Kunst, Kultur, Kommunikation und die Intention, die Plätze den Menschen zurückzugeben - all das spielte auch für Bildhauer Albert Cinelli mit hinein bei der Brunnen-Gestaltung. Und: Ein repräsentativer Ort wie der Kornhausplatz brauche eine Geste, einen 'großen Atem'. Den Raum vor dem Café wollte Cinelli bewusst frei halten und gleichzeitig aber das Ambiente (trotz der verkehrsreichen Salzstraße) aufwerten, ohne die Fassade des Kornhauses zu beeinträchtigen. Eine anspruchsvolle Arbeit sei das gewesen - und eine heikle dazu, meinte der Schweizer Künstler, der den Kemptenern eidgenössische Grüße aus einem Ortsteil seiner Heimatgemeinde mit dem Namen Kempten überbrachte. Mit Trachten-Modenschau, Musik, Tanz und Aktionen der umliegenden Geschäftsleute wurde der neue Platz gebührend gefeiert.