"Es war einmal ein schwarzes Klavier ": So stand es über einem bewegenden Abend, den Catherine Le Ray, Grande Dame des Chansons, begleitet vom Pariser Jazz-Pianisten Philippe Mira, in der "Kleinen Kunstbühne mobilé" inszenierte. Temperamentvoll, stimmlich stark, mit Verve, Esprit und Humor, melancholisch und unsentimental verwob sie ihre Rezitation von Fragmenten aus Monique Serfs unvollendeter Autobiografie mit der ausdrucksvollen Interpretation von Chansons der französischen Sängerin, Autorin und Komponistin.
Der Erfolg kam in den 60ern - auch in Deutschland
"Es geht um eine Erzählung", erklärte Catherine Le Ray, um die Lebensgeschichte der Künstlerin "Barbara", wie sich Monique Serf, nannte, die neben Édith Piaf und Juliette Gréco zu den wichtigsten Chanson-Sängerinnen des 20. Jahrhunderts zählt. 1930 in Paris geboren und jüdischer Abstammung, entkam Barbara mit ihrer Familie nur durch mehrfache Flucht der Verfolgung durch die deutsche Besatzung. Klassische Musikausbildung, dann der Wunsch "Chanteuse" zu werden, Varietésängerin. Barbaras Weg führte nach Belgien, dann wieder Paris. Chansons im Kabarett. Heirat. Und Trennung. Schließlich begann sie, ihre Chansons selbst zu schreiben. Sie erkämpfte sich das eigene "schwarze Klavier".
In den 60er Jahren kam der Erfolg, auch in Deutschland: "Barbara chante Barbara" und "Göttingen", eine Versöhnung.
Mädchen, Liebende, Traumatisierte
Mit ihrem Arrangement aus schönen, lebensvollen Liedern mit Tempo und Pep und der autobiografisch nüchternen Stimme der Monique Serf schuf Catherine Le Ray einen Spannungsbogen, der das Publikum sichtlich in Bann schlug. Sie sang und sie war Barbara. Mädchen, Liebende, Traumatisierte. War strahlend, witzig, flott und kokett - und ließ daneben immer wieder die Zweifel, Verzweiflung und Krankheit der Künstlerin ahnen, mit einer Stimme, die "Musik der Seele" sein darf.
"Nantes", "Le mal de vivre", "Dis, quand reviendras tu?". Catherine Le Ray sang in französisch und deutsch, in der kongenialen Übersetzung von Walter Brandin. Auch Philippe Miras Spiel am Klavier war ein Genuss. Ein Hauch Nostalgie, ein Hauch Montmartre. Chansons als lebendige, kraftvolle Kunst. "Merci, mein Kompliment" war Le Rays Lied zum Abschied. Das Publikum applaudierte und gab diese Worte von Herzen zurück.