Irsee | mib | Waren es die vielen portugiesisch sprechenden jungen Menschen, die Herbstsonne, die endlich einmal vom Himmel strahlte oder noch die Erinnerung an seinen Besuch auf der weltweit ersten Fazenda da Esperança (Hof der Hoffnung) in Südamerika im Mai 2007? Auf alle Fälle stellte Kaufbeurens OB Stefan Bosse am Samstag bei der offiziellen Einweihung der Fazenda da Esperança Santa Crescentia auf Gut Bickenried bei Irsee fest: "Das hier ist ein klein wenig Brasilien." Papst Benedikt hatte vor knapp eineinhalb Jahren in einem abgelegenen brasilianischen Tal den ersten Hof der Hoffnung besucht und in der Stadt Guaratingueta eine Crescentiakapelle eingeweiht.
So hohen Besuch hatten die Leiter der Irseer Fazenda, Pater Georg Schlütter und Manfred Heimann, samt den Bewohnern am Wochenende nicht. Aber immerhin kam Augsburgs Bischof Walter Mixa zur Einweihung des Hofs der Hoffnung, der idyllisch zwischen Kleinkemnat und Irsee liegt, und jungen Männern mit Suchtproblemen über Arbeit, Gemeinschaft und Spiritualität einen neuen Lebensweg aufzeigen will. Mit einem bunten, lebendigen Programm stellte sich die Einrichtung, die seit Dezember 2007 geöffnet ist, der Bevölkerung vor. Junge Menschen aus anderen Fazendas, darunter viele Brasilianer, trugen ihr Scherflein zum Gelingen bei.
Die Resonanz war sehr positiv, wie überhaupt in den vergangenen zehn Monaten. "Wir haben sehr viel Unterstützung aus der Bevölkerung bekommen. Zum Beispiel haben einige Leute bei uns umsonst mitgearbeitet", freute sich Heimann. Das bestätigte auch Irsees Bürgermeister Andreas Lieb: "Wir können positiv in die Zukunft schauen. Die jungen Menschen sind schon in die Pfarrgemeinde integriert und inzwischen gibt es einen regen Kontakt mit der Bevölkerung."
In dauernder Verbindung steht der Hof der Hoffnung auch mit dem Kaufbeurer Crescentiakloster. Der Hof trägt den Namen der Heiligen und die Schwestern verbindet mit der Fazenda eine Freundschaft. Nur logisch also, dass das 2001 vom Kaufbeurer Künstler Hermann Moser gestaltete, große Crescentia-Kreuz nun in Bickenried aufgestellt wurde.
Es steht fortan direkt am Pilgerweg, der an der Fazenda vorbei führt. Bei der Enthüllung und Segnung des Kreuzes sagte der Gründer der ersten Fazenda, Hans Stapel: "Wir wünschen, dass dieses Kreuz viele Menschen berührt."
Zum Abschluss zelebrierte Bischof Walter Mixa die Messe im Innenhof. "Wie hätte wir diesen Tag schließen können, ohne dass Sie bei uns sind?", sagte Pater Georg Schlütter zur Begrüßung. Mixa, der das Fazenda-Projekt von Beginn an unterstützt hatte, meinte in seiner Predigt: "Abenteuer Hoffnung ist nicht nur die Losung des heutigen Tages, sondern das gilt für jeden Tag."
Anhand des Beispiels eines jungen Kasachen namens Dimitri legte Mixa dar, wie wichtig es sei, sich in einer Gemeinschaft aufgehoben zu fühlen. Dimitri war drogensüchtig, ging dann trotz starken Misstrauens in eine Fazenda und fand die Freude am Leben wieder. "Wir Menschen sind alle Dimitri. Wir haben eine Sehnsucht nach umfassender Geborgenheit", so der Bischof. In der Gemeinschaft mit Gott könne die gefunden werden. "Ist das nicht pfundig? Das ist doch ein Lebensprogramm!", schloss Mixa.
Nach der Predigt war auch für einige Gottesdienstbesucher Schluss, die es wegen der Kälte nach Hause zog. Andere zogen sich zum Aufwärmen in einen angrenzenden Stall zurück. Zumindest klimatisch hat Gut Bickenried also mit Brasilien nicht viel gemeinsam. " Bayern