„Wir sind als Christen gefordert, diesen Weg über Monate zu gehen“, nahm Dekan Bernhard Hesse am Samstag Stellung zur momentanen Situation in der Coronapandemie. „Dieser Weg habe nur einen Sinn, weil wir wissen, was am Ende auf uns wartet. Er wäre sonst hoffnungslos“, fuhr er während der Pilgermesse anlässlich der Wallfahrt des Dekanats Kempten fort. Gott habe die Macht, auch dem Negativen einen Sinn zu geben, weil er durch Christus am Kreuz gesiegt habe, richtete sich der Dekan an die Gläubigen, die sich in der Kirche St. Georg in Reicholzried versammelt hatten. Der leitende Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft (PG) Dietmannsried, Dr. Martin Awa, Prodekan Pater Jacek Filipiuk (SSCC) und Kaplan Ambrose Alisa konzelebrierten die Heilige Messe mit ihm. Sie hatte das Thema „Maria, Mutter der heiligen Hoffnung“ und wurde musikalisch von Andreas Rupp gestaltet. Wegen der schlechten Wettervorhersagen war die offizielle Dekanatswallfahrt zuvor abgesagt worden und wurde am Tag der Deutschen Einheit mit einem reduzierten Programm durchgeführt. So ging Dekan Hesse vom Ausgangsort in Käsers mit einigen Pilgern nach Reicholzried, um dort den Gottesdienst zu feiern. Unter den Klängen von Martin Hartmann (Flügelhorn) und Joachim Hartmann (Klarinette) zogen die Wallfahrer anschließend aus der Kirche St. Georg aus und schlossen den Tag mit einem Gang zum Kalvarienberg und der Betrachtung des dortigen Kreuzweges ab. Für Pfarrer Hesse sei der vielzitierte Spruch „Der Weg ist das Ziel“ nicht wahr, betonte er. Der Weg sei oft dreckig, steil oder steinig und er gehöre dazu. Doch: „Das Ziel ist das Ziel, ich freue mich auf das Ziel und nehme den Weg in Kauf“, führte Hesse aus. Der Weg wäre ohne das Ziel hoffnungslos, so der Seelsorger. Auch Maria sei in ihrem Leben viele Strecken gegangen, allerdings immer mit einem Grund, betonte Hesse. Auch die Deutsche Einheit, die sich heuer zum 30. Mal jährt, habe damit zu tun, dass die Menschen immer die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung gegeben hatten, stellte der Dekan fest. Die derzeitige, schwierige Situation bedingt durch Corona werde nicht so schnell vorübergehen, die Folgen – auch für die Kirche - seien weltweit zu spüren und würden auch dann noch anhalten, wenn die Pandemie vorbei sei, befürchtet er. So lange man darin stecke, sei das oft dramatisch. Viele Menschen gerieten in Angst, hätten keine Hoffnung, fuhr Hesse fort. Vor allem die soziale Vereinsamung von alten und behinderten Menschen werde nicht folgenlos bleiben, bedauerte der Seelsorger. „Wir sind als Christen gefordert, die Situation über den dreckigen Weg zu gehen.“ Jesus sei kein Zauberer. Aber er berufe Christen, damit sie von seiner Siegesmacht Zeugnis geben. „Maria hat unter dem Kreuz die Hoffnung bewahrt, als sie Christus als Herrn und Erlöser erkennt. Wir sind dann richtig, wenn wir aus der Hoffnung leben, dass Jesus am Kreuz gesiegt hat“, schloss der Dekan.
Dekan Bernhard Hesse