Von unserem Redaktionsmitglied Simone Schmid, Waltenhofen - Weder Meditation noch Akupunktur linderten die Rücken- und Schulterprobleme des fünffachen Diskusweltmeisters Lars Riedel. Dabei sah es vor einer Woche so aus, als könnte er doch noch an der Leichtathletik-Europameisterschaft Anfang August in München teilnehmen. Im Leistungszentrum 'Via Nova' in Leutenhofen bei Waltenhofen (Oberallgäu) hatten Therapeuten mit gezielter mentaler Therapie den Sportler behandelt. Jedoch ohne den erhofften Erfolg. Die verhängnisvolle Verletzung hatte sich Lars Riedel, dessen Erfolgsserie bei Weltmeisterschaften seit 1991 nur 1999 in Sevilla unterrochen worden war, in Tschechien zugezogen. 'Mein Körper zeigt mir, dass er eine Pause braucht und deshalb ist jetzt Feierabend', sagt Riedel und signalisiert die entgültige Absage für München. Mit 'Feierabend' meint er jedoch nicht das Ende seiner Sportkarriere, sondern nur die laufende Saison. Denn ab Oktober möchte der Sportler aus Chemnitz mit dem Aufbautraining beginnen und wieder 'angreifen', wie er selbst sagt. 'Zwei Jahre will ich noch im Profi-Sport dabei sein', meint Riedel. Wenn bis dahin keine Verletzungen dazwischen kommen, wird Lars Riedel an den Olympischen Spielen 2004 in Athen kerngesund teilnehmen.
Kein Gleichgewicht Bis vor einer Woche, als Lars Riedel zur Therapie ins Allgäu gekommen war, hatte der Zwei-Meter-Riese einen Funken Hoffnung, doch noch an der EM teilnehmen zu können. 'Der Spitzentherapeut Günther Kasper hat den Geist und die Seele von Lars behandelt', erklärt Via-Nova-Chef Michael Hirt. Doch die homöopathische Behandlung mit Akupunktur, Meditation, Akupressur und einem eigens entworfenen Ernährungsplan brachte in der kurzen Zeit nicht den gewünschten Erfolg. 'Wenn kein Gleichgewicht zwischen Körper und Geist mehr besteht, wie bei Lars Riedel, wiegt der Diskus nicht zwei, sondern zehn Kilogramm', meint Hirt. Gemeinsam mit seinem Trainer Karl-Heinz Steinmetz hat Riedel sich deshalb gegen die EM entschieden. Ganz ohne Druck verbrachte Riedel die letzten Tage im Allgäu mit 'Relaxen' und 'Regenerieren'. 'Wir waren auf Schloss Neuschwanstein und machten jeden Tag ausgedehnte Spaziergänge durch die endlosen Wiesen', erzählt er. 'Da wird der Kopf so richtig frei.' Die vergangenen Wochen haben dem Athleten nach eigenen Angaben 'ganz schön zu schaffen gemacht'. Denn nicht nur im Sport, sondern auch privat hat der 35-Jährige derzeit Probleme. Nach zehn Jahren Ehe trennte er sich von seiner Frau und zog aus dem 1996 gebauten Haus aus.
Erstmals Saison abgebrochen Dass er diesmal bei der EM nicht mit von der Partie ist, nimmt Riedel gelassen: 'Ich finde es zwar schade, aber es ist die erste Saison nach über zwölf Jahren als Profi, die ich vorzeitig abbreche', sagt der Modell-Athlet, ohne sich dabei entschuldigen zu wollen. Ob er als Zuschauer nach München fährt und sich seine Konkurrenten live anschaut, weiß Riedel noch nicht. 'Vielleicht mache ich Urlaub, wenn ich schon mal freie Zeit habe.' Die war bei dem Chemnitzer Profisportler während der Saison immer knapp bemessen. Deshalb genießt er die kommenden Monate ohne Training. 'Heuer hab ich auch mal Zeit, endlich einmal bei dem Benefiz-Fußballspiel in meiner Heimat mitzuspielen.'