Harte Rock-Balladen im Ausfallschritt Von Iris Voracek Kempten 'Sie hat so was Besonderes in der Stimme', schwärmt die 15-jährige Eva Graf. Seit Tagen fiebert der Kemptener Christina-Stürmer-Fan der ersten Stunde auf das Konzert des Stars in der Big Box hin. Nun hat sie es fast geschafft und steht im Vorraum des Veranstaltungshauses. Draußen schieben sich die Fans in langen Schlangen Stück für Stück Richtung Eingang. Die dicht gedrängte Anhängerschar in den Reihen vor der Bühne lässt für die einzelnen Besucher kaum eine Bewegung zu, als die Band mit ihrer grellbunten Lichtshow und harten, rockigen Tönen das Konzert zur 'Lebe-Lauter-Tour' anstimmt. Vor der 'stürmischen' Show hatte die Italienerin 'Dolcenera' mit ihrer vollen, rauchigen Stimme die 4000 Gäste begeistert.
Für ihre deutschen Lieder, die mal laut und schnell, mal nachdenklich oder kritisch als Rock-Ballade präsentiert werden, tritt die Sängerin auf, wie die Fans sie kennen: In blauen Jeans, Turnschuhen und lässigem weißen T-Shirt. So wippt sie im Ausfallschritt zum Takt.
Stürmer ist bereits zum dritten Mal in Kempten. Wer das nicht weiß, erfährt es bei der Begrüßung. Vor drei Jahren habe sie in der Kult Box vor etwa 500 Besuchern gesungen, vor eineinhalb Jahren seien es in der Big Box rund 2000 gewesen. 'Und es sind jetzt geschätzte 4000 Leute da', ruft die Österreicherin lachend ins Mikrofon, um nach dem bebenden Applaus passend den Titel 'Nie genug' des 'Lebe-Lauter-Albums' anzustimmen.
Immer weiter lässt sie das Publikum auf den Wellen ihrer Mischung aus härterem Rock und zeitweisen Punkrock-Einflüssen mitschwimmen. Doch bereits nach einer Stunde kündigt sie - zum Leidwesen der Besucher - an, sich 'langsam verabschieden' zu müssen.
Nach einigen weiteren Titeln sieht es so aus, als sei die Ankündigung vom Ende der Veranstaltung nur ein 'Schmäh' der schwarzhaarigen Österreicherin gewesen. So büßt das Konzert aber durch die ständigen Unterbrechungen der Sängerin und ihr Wiedererscheinen auf der Bühne etwas vom bis dahin angenehmen Fluss ein. Indes zeigt die Band mit gelungenen Percussion- und Solo-Einlagen des Bassisten ungeahnte Vielfältigkeit.
Grönemeyer-Hit mit Gefühl
Im Sitzen und ausnahmsweise mit einem festen Mikrofon interpretiert Christina Stürmer auch den Hit 'Kinder an die Macht' mit viel Gefühl. Den Kemptener Besuchern verrät Stürmer: 'Das ist mein Lieblingslied von Grönemeyer.' An ihren eigenen Hit 'Unsere besten Tage' reihen sich weitere bekannte Songs, bis es am Ende auch in den Stuhlreihen kaum jemand mehr auf den Plätzen hält.
'Ich wusste doch, sie ist wirklich cool', nickt Eva Graf beim Hinausgehen mit zufriedenem Gesichtsausdruck.