Lindau/Kempten (mun). - Die lang anhaltende Trockenheit hat dazu geführt, dass immer mehr Gewässer in der Region rekordverdächtige Niedrigwasserstände aufweisen. Anders als in der Sommerzeit bereitet dies nach Angaben des Kemptener Wasserwirtschaftsamtes aber kaum Probleme für die Gewässer-Biologie. Seit den sintflutartigen Regenfällen im August ist im Allgäu jeden Monat weit weniger Niederschlag gefallen als im langjährigen Mittel üblich (siehe Grafik). Entsprechend sind die Pegel der Gewässer im Laufe des vergangenen Herbstes und zum Beginn des Winters immer weiter gesunken. 'Hinzu kommt, dass die weitaus meisten Niederschläge seit Ende November überwiegend in fester Form gefallen sind und somit zum größten Teil noch gar nicht ins Grundwasser gelangt sind', erläutert Wetterbeobachter Jürgen Keil von der Kemptener Station des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Der Wasserstand des Bodensees am Pegel Konstanz lag gestern nur noch bei 2,37 Meter. das ist der niedrigste Wert seit 1902. Der tiefste, je gemessene Pegelstand des Bodensees lag im Februar/März 1858 bei 2,26 Meter. Auf diesen extremen Niedrigwert sind auch die meisten Hafenanlagen ausgelegt. 'Wir können bis zu einem Pegel von 2,30 Meter fahren', so eine Sprecherin der Konstanzer Stadtwerke.
Dies gelte beispielsweise für die Autofähren zwischen Konstanz und Meersburg sowie zwischen Friedrichshafen und Romanshorn (Schweiz). Zu kleinen Rinnsalen rückgebildet haben sich auch die Bäche und Flüsse in der Region wie Wertach, Lech und Iller. Der Iller-Pegel im Kemptener Wasserwirtschaftsamt zeigte beispielsweise gestern noch einen Stand von gerade einmal 95 Zentimetern. Zum Vergleich: Beim Jahrhundert-Hochwasser am 23. August waren es dort 6,42 Meter. Probleme bereitet der extreme Niedrigpegel für das leben in den Gewässern aber nicht, sagt Wasserwirtschaftsamts-Chef Hans-Joachim Weirather. Nach seinen Worten wäre ein solcher Niedrigwasserstand im Sommer viel schädlicher - wie im Jahrhundertsommer 2003. Damals stieg die Wassertemperatur der Iller auf deutlich über 20 Grad, was Fischen und anderen Fluss-Lebewesen wegen des geringeren Sauerstoffgehalts im Wasser zusetzte. Um die Situation abzumildern, wurde der Iller damals kühleres Wasser aus den Tiefen des Rottachsee-Speichers beigegeben. Dies sei jetzt nicht erforderlich, so Weirather: 'Die Wasserqualität ist in Ordnung und die Lebewesen haben ihren Stoffwechselhaushalt winterbedingt ohnehin runtergefahren'. Nennenswerter Niederschlag ist auch in den nächsten Tagen nicht in Sicht. Und wenn sich im Laufe der nächsten Woche eine Störung von Nordwesten es bis ins Allgäu schaffen sollte, dann kommt es vermutlich nur zu leichtem Schneefall, meinen die Meteorologen. Die Pegelstände der Gewässser werden somit wohl eher weiter sinken.