Ausflug: 24 Stunden wandern an der Wertach

5. September 2013 09:49 Uhr von Allgäuer Zeitung
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16 Wanderbegeisterte machen sich auf den Weg von Türkheim bis an den Grüntensee – 82 Kilometer ohne Schlaf

Alles ist nass. Die Kapuze tropft und aus den Schuhen suppt bei jedem Schritt Regenwasser. Es ist dunkel und Wurzeln durchziehen den Weg. Wer nicht aufpasst, stürzt. 'Wie lang‘ noch?' fragt jemand von hinten.

Die Antwort ist neben dem Prasseln des Regens schwer zu verstehen: Nur noch sieben Stunden. Dann wird es neun Uhr morgens sein, und die Wanderer können nach 24 Stunden ohne Schlaf zur Ruhe kommen.

Die Truppe, die sich am Samstag Morgen im Rahmen des Unterallgäuer Wanderherbsts von Türkheim aus auf den Weg macht, ist bunt zusammengewürfelt. Von Wanderprofis, die bereits ihre vierte 24 Stunden Wanderung in diesem Jahr unternehmen, bis hin zu absoluten Wanderanfängern ist alles vertreten.

Die Tour startet bei bestem Wetter. Während die zwölf Männer und vier Frauen den Vormittag über die Sonne auf dem Weg entlang der Wertach und ihrer Stauseen genießen, bleibt viel Zeit, seine Mitstreiter und ihre Motivation kennen zu lernen.

Ich sehe diese Wanderung als Training für den Jakobsweg, sagt zum Beispiel Hermann Albrecht aus Türkheim, dessen grauer Filzhut schon mit allerlei Fundstücken vorheriger Wanderungen geschmückt ist. Nach dem Mittagessen breiten sich langsam die ersten Schmerzen in den Füßen aus.

Zwei Wanderer müssen hier bereits aufgeben, bis ins Ziel schaffen es nur zehn der 16 Starter. Jedoch stellt ein unverhofftes Zusammentreffen mit einem Junggesellenabschied mitten im Wald die Versorgung mit kühlen Getränken sicher. So fällt der restliche Weg bis zum Abendessen nicht schwer.

Nach knapp zehn Stunden und 42 Kilometern ist der Elbsee und damit die Hälfte des Weges erreicht. Nachdem alle reichlich gegessen haben, hält Organisator Dieter Mautz eine Überraschung bereit. Der See wird nicht umlaufen, sondern mit Ruderbooten überquert. Mittlerweile ist es dunkel. Um an das andere Ufer zu finden, bleiben nur die Stirnlampen der Vordermänner als Orientierungshilfen.

Bei der Überfahrt bleiben alle trocken, jedoch nicht mehr lange, da es ab 22 Uhr bis in die Morgenstunden regnet. Nun beginnt die schwierigste Phase. Zu den zunehmenden Schmerzen und der Nässe gesellt sich langsam aber sicher die Müdigkeit hinzu. Jeder Schritt fällt schwerer als der vorherige.

Alles reine Kopfsache, meint Magnus Bühl aus Markt Rettenbach dazu. Er muss es wissen, schließlich hat der IT-Experte schon mehrere erfolgreiche Triathlons hinter sich. Auch der herbeigesehnte Sonnenaufgang kann die Wolkendecke nicht durchdringen. So fällt es schwer, sich für die letzten Kilometer zu motivieren. Zu guter Letzt reißen die Wolken doch noch etwas auf und die Gruppe verabschiedet sich mit einem Pfiat di Wertach und griaß di Grüntensee.